Stadtrat macht den Weg frei für Neubauten an der Innerste
Mühlenstraße: Abbruch des ehemaligen Gemeindehauses / Zwölf altengerechte Wohnungen von der KWG geplant / Kritik von Nachbarn
Von Heiko Stumpe
HILDESHEIM. Es ist eines der schönsten Grundstücke der Stadt: Fast im Grünen, direkt am Wasser und in der Nähe historischer Gebäude. Die Kreiswohnbau Hildesheim GmbH (KWG) hat das Grundstück Mühlenstraße 23 südlich der Kirche St. Magdalenen gekauft und plant, nach Abbruch des ehemaligen Gemeindehauses das Areal neu zu bebauen. Damit dies möglich wird, hat der Stadtrat bei seiner jüngsten Sitzung die Änderung des Bebauungsplanes beschlossen.
Mit dieser Entscheidung sind nicht alle glücklich. Insbesondere in der Nachbarschaft des Grundstücks sind vereinzelt Stimmen laut geworden, die sich gegen die Bebauung mit einem Mehrfamilienhauskomplex aussprechen. Berthold Jämmrich vom gegenüberliegenden Insel- Café meldete sich vor dem Stadtrat zu Wort und pochte darauf, dass der Denkmalschutz geachtet werde.
Stadtbaurätin Andrea Döring wies die Kritik zurück und betonte, dass das Vorhaben mit dem Denkmalschutz verträglich sei. „Wir haben hier kein abstraktes sondern ein konkretes Vorhaben“, so die Dezernentin für Stadtentwicklung. Sie bemühte sich zudem, Vorbehalte zum beabsichtigten Tiefbau auszuräumen. Die KWG plant nämlich, eine Garage unter den Gebäuden zu errichten. Die Bodendenkmalpflege werde mit eingebunden und Funde würden gesichert. Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer betonte, dass es eine intensive Prüfung der Fragen gegeben habe. Und auch die KWG weist auf eine wechselseitige Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde hin. Man habe zum Beispiel die Fensterpositionen und ihre Größe der Umgebung angepasst. „Wir haben uns dem Ensembleschutz untergeordnet“, so Werner.
Die Nachbarn sind nicht die einzigen Stimmen, die eine vollständige Bebauung städtischer Flächen kritisch sehen. Der Ornithologische Verein weist in seiner Stellungnahme auf den „Verlust städtischer Naturinseln ohne angemessenen Ausgleich“ hin. Die Vogel- und Naturschützer setzen sich dafür ein, dass entstehende Defizite an anderer Stelle ausgeglichen werden.
Hans-Uwe Bringmann von Die Unabhängigen nahm vor der Abstimmung die Denkmalschutzkritik auf. Er konnte sich mit zwei Ratskollegen nicht von der Notwendigkeit der Bebauung überzeugen lassen und stimmte bei vier Enthaltungen gegen die Änderung des Bebauungsplanes. Die Mehrheit konnte dem Wunsch nach neuen Wohnungen in der Innenstadt folgen. „Dieser Wohnraum ist kompakt organisiert und stellt einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden nach den Grundsätzen des Baugesetzbuches sicher“, heißt es im Beschluss.
„Nach den Sommerferien kann der Vertrieb starten“, verspricht KWG-Sprecher Werner. Wenn circa 60 Prozent der altengerechten Wohnungen verkauft sind, können die Bauarbeiten beginnen. Das Interesse der Bevölkerung ist groß. 100 Bewerbungen liegen der KWG bereits vor – obwohl das Unternehmen noch keine Werbung gemacht hat.
Quelle: Kehrwieder am Sonntag, 25./26. Mai 2019