Sarstedt holt Hildesheim bei Mietpreisen ein
Kreiswohnbau: „Nachfrage nach Wohnungen größer als Angebot“ / Leerstand sinkt noch einmal
Kreis Hildesheim (abu). Die Mieten in Sarstedt sind inzwischen genauso hoch wie in Hildesheim. Das hat Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbau GmbH, bei der Vorstellung der Jahresbilanz 2011 erklärt. Die Kreisstadt und die Kleinstadt im Nordkreis seien die „besten Mietmärkte“. Kaufmann: „Sarstedt hat Hildesheim bei den Mieten eingeholt, in beiden Städten haben wir Vollvermietung.“ Sarstedt ist mit 1081 Wohnungen der größte Standort des Unternehmens, gefolgt von Hildesheim mit 573. Insgesamt vermietet die Kreiswohnbau derzeit 4194 Wohnungen.
Von diesen stehen noch weniger leer als im Vorjahr. 5,3 Prozent seien es im vergangenen Jahr noch gewesen, berichtete Kaufmann. Ein Jahr vorher war er schon sehr stolz auf einen Leerstand von genau sechs Prozent gewesen. Das liege in erster Linie daran, dass sich in Sarstedt und Hildesheim die Mieter geradezu die Klinke in die Hand geben. Doch auch die anderen Kleinstädte Alfeld, Bad Salzdetfurth, Bockenem, Elze und Gronau trügen mit Leerständen zwischen fünf und zehn Prozent zum guten Ergebnis bei. Schwierig ist es vor allem in den ländlichen Regionen des Südkreises. „Wir sind ein Wirtschaftsunternehmen. Da wird man schon irgendwann überlegen müssen, sich von Objekten zu trennen“, stellt Kaufmann fest.
Die Lage in Sarstedt und Hildesheim ist auch hauptverantwortlich dafür, dass die Kreiswohnbau-Mieten im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent gestiegen sind – etwas über dem Landesdurchschnitt von 1,2 Prozent. Zugleich plant die Kreiswohnbau in Sarstedt eine neue seniorengerechte Wohnanlage mit eher höheren Mietpreisen. Wie verträgt sich das mit dem Anspruch, als kommunales Unternehmen genug sozialen Wohnraum günstig anzubieten: „Dem kommen wir absolut nach“, versichert Kaufmann. „Tatsächlich ist es so, dass die meisten unserer leerstehenden Wohnungen aus der günstigsten Kategorie kommen.“
Ohnehin sieht der Geschäftsführer den Wohnungsmarkt ebenso im Wandel wie die Gesellschaft selbst: „Es gibt in der Region genug Wohnungen, aber nicht immer die richtigen.“ Viele Wohnungen stammten aus den 50er-Jahren, heute seien die Ansprüche ganz andere: „Pro Haushalt gibt es weniger Menschen als damals, dafür ist der Bedarf an altersgerechten Wohnungen gestiegen und wird weiter steigen.“Barrierefreiheit sei dabei selbstverständlich, es gehe aber auch um die Gestaltung von Bädern. Auch Sicherheitsgefühl und gute Nachbarschaft würden wieder wichtiger – die Kreiswohnbau versucht darauf wie andere Unternehmen mit Mietertreffs und Beratungsbüros zu reagieren.
Nach eigenen Angaben hat die Kreiswohnbau im vergangenen Jahr 6,5 Millionen Euro in ihre bestehenden Wohnungen investiert. „Das ist fast die Hälfte aller unserer Mieteinnahmen“, betont Kaufmann. Allerdings ist es auch gut eine halbe Million weniger als im Vorjahr. „Wir haben unseren Investitionsstau besonders in Hildesheim und Alfeld langsam abgearbeitet“, sagt er dazu auf Nachfrage – und vergleicht die Situation in Stadt und Landkreis mit der Lage in Dresden: „Das gilt ja als Musterbeispiel für die Privatisierung eines kommunalen Wohnungs-Unternehmens“, stellt er leicht spöttisch fest. „Nun, die Gagfah als neuer Besitzer will da jetzt 6 bis 7,50 Euro pro Quadratmeter investieren – bei uns waren das im Vorjahr 25 Euro.“
Ein Dauerbrenner bleibt für ihn auch das Thema Energie. „Unsere Wohnungen verbrauchen im Schnitt umgerechnet elf Liter Heizöl pro Quadratmeter, der Landesschnitt liegt bei 15“, wirbt er. „Das ist wichtig, denn ich bin sicher, dass die Energiepreise weiter deutlich steigen werden.“
Die Kreiswohnbau hat im Jahr 2011 einen Gewinn von 890000 Euro erzielt, fast genauso viel wie im Jahr 2010. Ein Drittel davon schüttet sie an die Gesellschafter – Landkreis und Kommunen – aus, der Rest soll das Eigenkapital stärken. Die Belegschaft hat sich noch einmal um anderthalb auf nun 28,25 Stellen reduziert – vor der Fusion der Kreiswohnbau-Firmen Hildesheim und Alfeld hatten beide zusammen 43 Stellen. „Das ging alles ohne Kündigungen“, betont Kaufmann. „Der Personalabbau ist jetzt aber zu Ende, noch weniger sollten wir nicht werden.“
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 20. Juli 2012