09. Juli 2011

Heißes Wasser heizt künftig Firmen und Privatwohnungen

EVI und Kreiswohnbau unterzeichnen Vertrag für Fernwärme aus Holzheizkraftwerk

Hil­des­heim (ha). Die EVI wird Ende des Jah­res eini­ge wirt­schaft­lich nicht unbe­deu­ten­de Erd­gas-Kun­den ver­lie­ren – und befin­det sich den­noch in Fei­er­lau­ne. Denn ihr Geschäfts­part­ner, die Kreis­wohn­bau und mit ihr eine Rei­he ihrer Mie­ter, wol­len sich aus der fos­si­len Ener­gie ver­ab­schie­den und sich an das Netz des Holz­heiz­kraft­werks anschlie­ßen lassen.

 

Fernwärme aus Holzheizkraftwerk

EVI und Kreis­wohn­bau sind sich einig: Ihre Geschäfts­füh­rer Micha­el Bos­se-Arbo­gast und Mat­thi­as Kauf­mann unter­zeich­nen die Lie­fer­ver­trä­ge. Die Pro­ku­ris­ten bei­der Häu­ser, René Huß­nät­ter und Ralf Oel­kers, assis­tie­ren. Foto: Zimmerhof

Über das neue Fern­wär­me­netz sol­len 70 Woh­nun­gen ver­sorgt wer­den, dazu meh­re­re Rechts­an­walts­kanz­lei­en, das Job­cen­ter der Agen­tur für Arbeit, aber auch der Fir­men­sitz der Kreis­wohn­bau selbst – und damit sogar das Büro von Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann. Er ist von dem Ver­trag, den er jetzt mit EVI-Geschäfts­füh­rer Micha­el Bos­se-Arbo­gast unter­zeich­net hat, so über­zeugt, dass er sich zunächst ein­mal auf min­des­tens zehn Jah­re fest­ge­legt hat.

 

Denn die Ener­gie von vor­aus­sicht­lich 840 000 Kilo­watt­stun­den, die künf­tig in Form von extrem hei­ßem Was­ser aus dem Holz­heiz­kraft­werk am Römer­ring durch die unter­ir­di­schen Rohr­lei­tun­gen zu den Wär­me­tau­schern in den Häu­sern trans­por­tiert wird, ent­las­tet die Umwelt im Ver­gleich zu her­kömm­li­chen­Gas­hei­zun­gen jähr­lich von 150 Ton­nen Kohlendioxid.

 

Das ent­spricht dem Schad­stoff­aus­stoß eines moder­nen Mit­tel­klas­se­wa­gens über eine Mil­li­on gefah­re­ne Kilo­me­ter. Die Häu­ser, die umge­rüs­tet wer­den sol­len, lie­gen in der Kai­ser­stra­ße, in der Kar­di­nal-Bert­ram-Stra­ße und im Lan­gen Hagen. Für die Kreis­wohn­bau sind Heiz­kos­ten ein durch­lau­fen­der Pos­ten, für den sie treu­hän­de­risch ledig­lich Deckungs­gleich­heit erzie­len müs­sen. Ent­schei­dend ist daher die Ein­schät­zung der Mieter.

 

Doch für die, ver­spre­chen bei­de Geschäfts­füh­rer, wer­de die Umstel­lung kei­nes­falls teu­rer als im bis­he­ri­gen Sys­tem. Fern­wär­me als Kon­kur­renz­pro­dukt zu ande­ren Ener­gie­for­men wir­ke sogar eher preis­dämp­fend als preis­stei­gernd, ver­si­chert Bos­se-Arbo­gast. Für die Hälf­te der Kos­ten sei ein Fest­preis ver­ein­bart, die ande­ren 50 Pro­zent unter­lä­gen Fak­to­ren wie der all­ge­mei­nen Teue­rungs­ra­te und den Roh­stoff­prei­sen. Und der kos­ten­pflich­ti­ge Besuch des Schorn­stein­fe­gers ent­fal­le dauerhaft.

 

Von der Gesamt­ka­pa­zi­tät des Heiz­kraft­werks sind laut EVI inzwi­schen mehr als zwei Drit­tel verkauft,derKWGVertrag siche­re die Abnah­me von wei­te­ren drei Pro­zent. Der Bau des Kraft­werks schrei­tet der­zeit wie geplant vor­an. Hand­wer­ker vie­ler­lei Gewer­ke arbei­ten Hand in Hand an der Fer­tig­stel­lung zur nächs­ten Heiz­pe­ri­ode. Die Anla­ge selbst kos­tet sie­ben Mil­lio­nen Euro, für den ers­ten Bau­ab­schnitt des Net­zes hat die EVI vier Mil­lio­nen ein­ge­plant. Bei der Umstel­lung auf Fern­wär­me soll es für die Nut­zer übri­gens kei­ne Unter­bre­chung geben, in der sie mit kal­ten Füs­sen in der Woh­nung sit­zen, ver­spricht der EVI-Chef.

 

Weil eini­ge der Gas­kes­sel der Kreis­wohn­bau noch nicht ein­mal abge­schrie­ben sind, haben bei­de Geschäfts­part­ner einen wei­te­ren Ver­trag geschlos­sen: Die aus­ge­bau­ten Anla­gen kom­men nicht in den Schrott, son­dern wer­den von der EVI über­nom­men und in ande­re Häu­ser umgesetzt.

 

So könn­te mit dem 285-kW-Kes­sel aus der Kai­ser­stra­ße 15 künf­tig die Haber­malz- Schu­le in Alfeld geheizt wer­den. Die EVI über­nimmt War­tung, Instand­set­zung und Repa­ra­tu­ren. Nach zehn Jah­ren geht der Kes­sel dann in den Besitz der Kun­den über.

 

Drei wei­te­re Kes­sel aus dem Lan­gen Hagen sol­len eben­falls recy­celt wer­den. Für die Bau­herrn von Ein­fa­mi­li­en­häu­sern tut sich damit aller­dings kein Schnäpp­chen auf: Für ihren Bedarf wären die Anla­gen näm­lich deut­lich überdimensioniert.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­nen Zei­tung, 08. Juli 2011

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