Einfach Mensch sein
Bethelner Landstraße 25: Nachbarschaftstreff kommt an
Gronau. Der Duft frischen Kaffees lockt, in der Küche ist ein kleines Büfett mit frischen Brötchen, Wurst, Käse und Marmeladen vorbereitet worden, nebenan sind schon Männer und Frauen in Gespräche vertieft, lachen und scherzen – Mittwoch, halb zehn in Gronau: Kennenlern-Frühstück im Nachbarschaftstreff in der Bethelner Landstraße 25.
Hier hat die Johanniter-Unfall- Hilfe unter dem Dach der Kreiswohnbau gerade im Untergeschoss eine auch barrierearm zu erreichende Wohnung als zentralen Ort der Begegnung geschaffen, an dem nicht nur Nachbarn willkommen sind, sondern alle Bürger der Samtgemeinde – Jüngere wie Ältere – wo sie ihre Wünsche für Freizeitangebote formulieren, selbst Angebote unterbreiten, aber auch Beratung und Hilfe im Alltag in Anspruch nehmen können.
„Ganz wunderbar“ findet denn auch Eberhard Preisenhammer den Nachbarschaftstreff. Der 65-Jährige ist vor kurzem von seinem Reihenhaus in eine Wohnung der Kreiswohnbau am Eitzumer Weg gezogen. „Mir gefällt der Nachbarschaftstreff richtig gut.“ Er werde nun wohl häufiger kommen, um Menschen kennen zu lernen und gemeinsam etwas zu unternehmen.
Die 65-jährige Bärbel Stepputat hat sich überlegt, Basteln mit Kindern und Handarbeiten, insbesondere Sticken, anzubieten. Darauf springt Marianne Topp spontan an: „Handarbeiten ist auch mein Hobby“, freut sich die Frau, die demnächst 74 Jahre alt wird und „einfach einmal auf eine Tasse Kaffee“ in den Nachbarschaftstreff gekommen ist: „Aber Kochen und Backen, das wäre auch ein schönes Angebot.“ Sich vom Nachbarschaftstreff ein eigenes Bild zu machen, war der Antritt von Ingrid Gärtner. Die 60-Jährige aus Elze hat sich gerade eine Wohnung mit Balkon gegenüber angesehen, ist von neuen Wohnformen wie Mehrgenerationenhäusern überzeugt. „Es ist schon gut, dass es so etwas heute gibt.“ Immer mehr Menschen lebten ja schließlich allein. Zu den Teilnehmern des ersten Kennenlern-Frühstücks zählte weiter Christine Bürger, Sprecherin der Nachbarschaftshilfe „Konkret“, die sich ehrenamtlich überall da einbringt, wo schon die Hilfe des immer seltener werdenden guten Nachbarn mit ausreichend großem Zeitfenster reichen würde: „Beim Gardinen aufhängen etwa, beim Einkaufen oder bei der Begleitung bei einem kleinen Spaziergang mit dem Rollator.“
Andreas Benke, den die JUH für die Einrichtung in der Bethelner Landstraße 25 gewonnen hat, weiß um die Nöte, die den Alltag der Menschen bestimmen, welcher Generation sie auch immer angehören mögen: „Bei uns zählt das Miteinander, hier können Sie Ihre Sorgen abladen, gemeinsam Spaß haben und einfach nur Mensch sein.
“ Speziell mit Blick auf Senioren ist der Mann, der in der Samtgemeinde Gronau die kommunale Seniorenarbeit aufbaute, gerade im Gespräch mit Sportverbänden und dem TSV: „Was soll ein älterer Mensch denn tun, der sich sportlich betätigen will, wenn er es nicht mal in die Halle schafft? Dann müssen die Bewegungsangebote eben zu den Menschen kommen“, ist seine Idee. Den gestrigen Auftakt des Nachbarschaftstreffs bezeichnete er als „sehr wohltuend“.
Der Nachbarschaftstreff hat montags und freitags von 9.30 bis 11.30 Uhr geöffnet, mittwochs von 16 bis 18 Uhr. Mittlerweile ist er unter der Telefonnummer 05182/9095933 über Festnetz zu erreichen. Als „zukunftsträchtige Einrichtung“ lobte den Nachbarschaftstreff bei dessen Eröffnung Ende Mai auch der Hildesheimer Landrat Reiner Wegner. Hier werde der Vereinsamung angesichts des Trends zum Singledasein und immer kleineren Wohneinheiten mit bedarfsgerechten Angeboten entgegengewirkt. Übrigens lässt sich der Nachbarschaftstreff sogar für private Feierlichkeiten für 40 Euro mieten: „Das ist doch nur konsequent“, sagt Andreas Benke.
Quelle: Leine-Deister-Zeitung, 08. Juni 2011