Gemischte Wohnformen, Drogerie und ein Biomarkt: Baugesellschaften planen für das Mackensen-Areal
GBG, Kreiswohnbau und Beamten-Wohnungsverein schmieden Konzept für das ehemalige Kasernen-Gelände – und haben schon Kaufangebote vorlegt
Von Jan Fuhrhop
Hildesheim. Während auf dem Gelände der ehemaligen Mackensen- Kaserne sich derzeit alles um den Betrieb der Flüchtlings-Notunterkunft dreht, bereiten sich die drei hiesigen Wohnungsbaugesellschaften auf die weitere Entwicklung des Areals vor. Wie mehrfach berichtet, sollen in dem Gebiet zwischen Senator- Braun-Allee, Frankenstraße, Bahnlinie und Goslarscher Straße bis zu 500 neue Wohnungen sowie Gewerbeimmobilien entstehen.
Die Gemeinnützige Baugesellschaft (GBG), die Kreiswohnbau GmbH und der Beamten-Wohnungs- Verein (BWV) wollen dort gerne investieren und haben sich zusammengetan, um ihre Vorstellungen einer möglichen Teil-Bebauung des Areals zu konkretisieren und die weiteren Entwicklungen zu beschleunigen. Die Pläne liegen seit einiger Zeit im Rathaus vor. Bei Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses, die bereits Einblick erhalten haben, sollen die Vorstellungen der Baugesellschaften auf positive Resonanz gestoßen sein. Die GBG stünde laut deren Geschäftsführer Jens Mahnken bereit, mehrere Gebäude mit 80 bis 100 Wohnungen zu errichten, darunter soll auch eine Service- Wohnanlage für Senioren sein. Mit Hilfe von Landeszuschüssen will die GBG zudem die Baukosten für einen Teil der Wohnungen drücken, so dass sie später als Sozialwohnungen vermietet werden können. Während die Kreiswohnbau ebenfalls ausschließlich in Wohngebäude, vor allem in Reihenhäuser für Familien, investieren will, denkt man beim BWV zusätzlich auch an den Bau von Gewerbeimmobilien, die rund um die vorgesehene Freifläche – eine Art Marktplatz – entstehen könnten. Die Pläne sind sogar schon sehr konkret, wie BWV-Vorstand Wolfgang Dressler im Gespräch mit dem KEHRWIEDER erläutert. Er stehe in engem Kontakt mit potenziellen Mietern, die Interesse an dem Standort bestätigt hätten: eine Drogeriekette und ein Bio-Supermarkt. Die Läden würden ins Erdgeschoss einziehen, in den oberen Etagen sieht der BWV in Kooperation mit der Diakonie Himmelsthür inklusives Wohnen vor. Als Partner für eine Tagespflegeeinrichtung und Betreutes Wohnen stehe die Caritas bereit, so Dressler.
Kreiswohnbau und GBG können sich darüber hinaus Investitionen in Gebäude für „temporäres Wohnen“ vorstellen: tage- und wochenweise zu mietende Wohnungen und Zimmer, zum Beispiel für Patienten, Angehörige und Mitarbeiter des direkt gegenüber liegenden Helios- Klinikums.
GBG-Chef Mahnken ist sich sicher, dass die abgestimmte Planung der Baugesellschaften förderlich für die Entwicklung des Gebiets ist. „Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, das Ganze voranzubringen.“ Sein Kollege von der Kreiswohnbau ergänzt: „Dass sich die drei Baugesellschaften zusammentun und ein rundes Konzept für das Gebiet vorstellen, ist eine glückliche Situation für die Stadt.“
Dass andere Interessenten wegen des Vorpreschens des Trios Interesse an dem Areal verlieren, glaubt Matthias Kaufmann indes nicht: „Es sind aber auch noch ausreichend attraktive Flächen frei, so dass sich kein Investor ausgegrenzt fühlen muss. Im Gegenteil: Das Viertel wird doch interessanter, wenn schon Abschnitte konkret verplant sind und man sicher sein kann, dass wirklich etwas passiert.“
In noch einer Sache sind sich Kaufmann, Mahnken und auch Dressler absolut einig: Die Oststadt- Anbindung des geplanten Baugebiets für Fußgänger und Fahrradfahrer müsse unbedingt über die Goethestraße erfolgen. Wie mehrfach berichtet, gibt es in der Politik nach wie vor unterschiedliche Meinungen dazu, auch weil sich einige Goethestraßen- Anwohner vehement gegen den Bahnübergang vor ihrer Haustür ausgesprochen haben. Manche forderten zuletzt, den Anschluss weiter südlich in der Galgenbergstraße einzurichten. Nach Überzeugung der potenziellen Investoren kommt dies nicht in Betracht, die Anbindung in der Mitte des Areals sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung, wie Kaufmann erneut bekräftigt: „Ohne den Zugang über die Goethestraße wäre das Baugebiet von Anfang an von der Oststadt abgeschnitten. Bei allem Verständnis für Bedenken der direkten Anwohner – aus unserer Sicht ist die Anbindung nur in der Goethestraße sinnvoll und muss kommen, wenn das neue Wohngebiet attraktiv werden soll.“
Bis aber auf dem einstigen Bundeswehr- Gelände die ersten Gebäude stehen und tatsächlich Mieter einziehen können, wird noch viel Zeit vergehen. Nach derzeitigem Stand könnten frühestens Mitte 2017 die ersten Bauarbeiten beginnen, vor 2019 dürfte das Gebiet kaum bewohnt sein – Jens Mahnken geht sogar von 2020 aus.
Ein Unsicherheitsfaktor in den Planungen ist die Entwicklung der Flüchtlingskrise. Das Land hat die alten Kasernengebäude von der Stadt als Notunterkunft angemietet, die Verträge sehen deren Nutzung bis maximal September 2017 vor. Was aber, wenn das Land vorher klar zu verstehen gibt, dass es die Gebäude noch länger als Unterkunft für Flüchtlinge benötigt? Bleibt die Stadt dann hart und lässt den Vertrag wie vorgesehen auslaufen?
Dass es den Baugesellschaften trotz der unsicheren Verhältnisse sehr ernst ist mit ihren Vorschlägen, haben sie mit einem handfesten Angebot an die Stadt untermauert: Sie würden die entsprechenden Flächen schon jetzt kaufen, obwohl sie frühestens Mitte 2017 mit den Arbeiten beginnen könnten.
Quelle: Kehrwieder am Sonntag, 01. November 2015