28. Januar 2010

Feuerprobe bestanden: Pellet-Ofen läuft

Kreiswohnbau Hildesheim nimmt zweites Biomasse-Heizkraftwerk in Sarstedt in Betrieb / Rund 1,6 Millionen Euro Kosten

Sar­stedt (cha). Sar­stedt wird kli­ma­freund­li­cher. Mit der Inbe­trieb­nah­me des zwei­ten Bio­mas­se-Heiz­kraft­werks der Kreis­wohn­bau Hil­des­heim (KWH) heizt jetzt fast jeder zehn­te Haus­halt der Stadt mit die­ser alter­na­ti­ven Ener­gie­form – pri­va­te Haus­hal­te noch nicht mit­ge­rech­net. Die Umstel­lung hat aller­dings auch ihren Preis: Rech­net man die Moder­ni­sie­rung am Hohen Kamp dazu, hat die KWH schon mehr als zwei Mil­lio­nen Mil­lio­nen Euro in ihre Pel­let­Öfen investiert.

 

Pellets in den Ofen

Anfeu­ern: Karl-Heinz Wond­rat­schek (vorn) und Kreis­wohn­bau-Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann wer­fen Pel­lets in den Ofen. Foto: Harborth

In Sachen Kli­ma­schutz hat Sar­stedt im Land­kreis Hil­des­heim die Nase vorn. Einen beträcht­li­chen Anteil dar­an hat die Kreis­wohn­bau Hil­des­heim. Mit einem sym­bo­li­schen Akt haben KWH-Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann und Sar­stedts Bür­ger­meis­ter Karl-Heinz Wond­rat­schek ges­tern das zwei­te Bio­mas­se- Kraft­werk der

Gesell­schaft in Sar­stedt in Betrieb genom­men. Zusam­men mit sei­nem gro­ßen „Bru­der“ vom Hohen Kamp ver­rin­gert sie den CO2- Aus­stoß in Sar­stedt um rund 1000 Ton­nen pro Jahr. Und gleich­zei­tig hel­fen die bei­den „Öfen“, wie sie bei der Kreis­wohn­bau genannt wer­den, auch dabei, Geld zu spa­ren. Auf bis zu 40 Pro­zent schätzt Kauf­mann die Ein­spa­rung gegen­über einer nor­ma­len Ölheizung.

 

Frei­lich muss­te die KWH zunächst viel Geld inves­tie­ren. Rund 1,6 Mil­lio­nen Euro ver­schlan­gen die aktu­el­len Sanie­run­gen in Gie­belstieg. Allein 900 000 Euro davon flos­sen für die Arbei­ten in den 120 Woh­nun­gen der Gesell­schaft. „Wir muss­ten in alle Woh­nun­gen rein“, sagt Axel Förs­ter, Lei­ter der Sar­sted­ter KWH-Zweig­stel­le. Und nicht zuletzt kos­te­te das Heiz­haus eine Men­ge Geld. Rund 450 000 Euro ließ sich die Kreis­wohn­bau die Umrüs­tung auf einen Holz­pel­let-Ofen kos­ten. Ein ähn­li­ches, aber deut­lich grö­ße­res Exem­plar steht bereits zwi­schen den Häu­sern der KWH am Hohen Kamp. Dort belie­fert die Woh­nungs­bau-Gesell­schaft rund 380 Par­tei­en und das Nico­lai-Alten­heim mit Wär­me. Die­sen „Ofen“ hat­te die Kreis­wohn­bau im Jahr 2007 in Betrieb genommen.

 

Steuerungsmodul des Pellet-Ofens

Cars­ten Bin­ne­wies bedient das Steue­rungs­mo­dul des Pel­let-Ofens. Foto: Harborth

Handy empfängt die Störungsmeldungen

Ein Han­dy emp­fängt die Stö­rungs­mel­dun­gen. Die auf dem Bild sind nicht aktu­ell, son­dern wur­den für das Foto gestellt. Foto: Harborth

Bei Sar­stedts größ­tem Ver­mie­ter ist man durch und durch zufrie­den mit der Umrüs­tung. „In sechs bis sie­ben Jah­ren wird sich die­se Inves­ti­ti­on ren­tiert haben“, hofft Kauf­mann. Und nicht nur das: „Wir wol­len damit auch eine Art Vor­rei­ter­rol­le ein­neh­men.“ Sei­nes Wis­sens sei­en die bei­den Öfen in Sar­stedt ein­ma­lig für den gan­zen Land­kreis. Sie sor­gen bei mehr als 500 Par­tei­en für Wär­me. Aller­dings kann die Kreis­wohn­bau mit ihren Anla­gen nicht kom­plett auf Öl oder Gas ver­zich­ten. Die Hei­zung in der Möri­ke­stra­ße etwa fährt zu Spit­zen­last-Zei­ten noch mit Öl. Die Kreis­wohn­bau schätzt den Anteil auf rund 20 Pro­zent. „Glück­lich bin ich dar­über nicht“, sagt Kauf­mann. Aber dadurch sei die Hei­zung preiswerter.

 

Zwar sehen die klei­nen gepress­ten Holz­schnit­zel aus, als wenn sie zu einer Heiz­form des 19. Jahr­hun­derts gehör­ten, doch in Wirk­lich­keit ist die Pel­let-Hei­zung ein ech­tes High­tech-Pro­dukt. Feh­ler etwa mel­det sie umge­hend per SMS sowohl an Cars­ten Bin­ne­wies vom Inge­nieur­bü­ro BPH aus Hil­des­heim als auch an die EVI in Hil­des­heim, die die Betriebs­füh­rung über­nom­men hat. Von klei­nen Pro­ble­men abge­se­hen sei sie aber bis­her sta­bil gelau­fen, erklärt Förs­ter. Im opti­ma­len Fall sei der Scha­den beho­ben, noch ehe die Mie­ter ihn bemerkten.

 

Für Bür­ger­meis­ter Karl-Heinz Wond­rat­schek gab es gleich zwei Grün­de, am sym­bo­li­schen Anfeu­ern teil­zu­neh­men. Er ist zum einen Mit­glied im Auf­sichts­rat der KWH. Auf der ande­ren Sei­te will er das Kli­ma­schutz­kon­zept der Stadt Sar­stedt vor­an­brin­gen. „Die­se Akti­on passt gut zu unse­ren Bemü­hun­gen“, sagt er. Die Mie­ter der Gie­belstieg-Woh­nun­gen wer­den in nächs­ter Zeit ver­mut­lich „mode­ra­te Miet­erhö­hun­gen“ erdul­den müs­sen, wie es von der Kreis­wohn­bau heißt. Aller­dings sei die auch fäl­lig gewor­den, wenn die Kreis­wohn­bau nicht auf einen Pel­let-Ofen umge­sat­telt hät­te. Auf der ande­ren Sei­te gibt es für die Mie­ter auch Grund zum Fei­ern. „Im Früh­jahr wer­den wir für alle Mie­ter ein gro­ßes Fest orga­ni­sie­ren“, ver­spricht Kaufmann.

 

Quel­le: Sar­sted­ter-Anzei­gers, 27. Janu­ar 2010

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