Feuerprobe bestanden: Pellet-Ofen läuft
Kreiswohnbau Hildesheim nimmt zweites Biomasse-Heizkraftwerk in Sarstedt in Betrieb / Rund 1,6 Millionen Euro Kosten
Sarstedt (cha). Sarstedt wird klimafreundlicher. Mit der Inbetriebnahme des zweiten Biomasse-Heizkraftwerks der Kreiswohnbau Hildesheim (KWH) heizt jetzt fast jeder zehnte Haushalt der Stadt mit dieser alternativen Energieform – private Haushalte noch nicht mitgerechnet. Die Umstellung hat allerdings auch ihren Preis: Rechnet man die Modernisierung am Hohen Kamp dazu, hat die KWH schon mehr als zwei Millionen Millionen Euro in ihre PelletÖfen investiert.

Anfeuern: Karl-Heinz Wondratschek (vorn) und Kreiswohnbau-Geschäftsführer Matthias Kaufmann werfen Pellets in den Ofen. Foto: Harborth
In Sachen Klimaschutz hat Sarstedt im Landkreis Hildesheim die Nase vorn. Einen beträchtlichen Anteil daran hat die Kreiswohnbau Hildesheim. Mit einem symbolischen Akt haben KWH-Geschäftsführer Matthias Kaufmann und Sarstedts Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek gestern das zweite Biomasse- Kraftwerk der
Gesellschaft in Sarstedt in Betrieb genommen. Zusammen mit seinem großen „Bruder“ vom Hohen Kamp verringert sie den CO2- Ausstoß in Sarstedt um rund 1000 Tonnen pro Jahr. Und gleichzeitig helfen die beiden „Öfen“, wie sie bei der Kreiswohnbau genannt werden, auch dabei, Geld zu sparen. Auf bis zu 40 Prozent schätzt Kaufmann die Einsparung gegenüber einer normalen Ölheizung.
Freilich musste die KWH zunächst viel Geld investieren. Rund 1,6 Millionen Euro verschlangen die aktuellen Sanierungen in Giebelstieg. Allein 900 000 Euro davon flossen für die Arbeiten in den 120 Wohnungen der Gesellschaft. „Wir mussten in alle Wohnungen rein“, sagt Axel Förster, Leiter der Sarstedter KWH-Zweigstelle. Und nicht zuletzt kostete das Heizhaus eine Menge Geld. Rund 450 000 Euro ließ sich die Kreiswohnbau die Umrüstung auf einen Holzpellet-Ofen kosten. Ein ähnliches, aber deutlich größeres Exemplar steht bereits zwischen den Häusern der KWH am Hohen Kamp. Dort beliefert die Wohnungsbau-Gesellschaft rund 380 Parteien und das Nicolai-Altenheim mit Wärme. Diesen „Ofen“ hatte die Kreiswohnbau im Jahr 2007 in Betrieb genommen.

Ein Handy empfängt die Störungsmeldungen. Die auf dem Bild sind nicht aktuell, sondern wurden für das Foto gestellt. Foto: Harborth
Bei Sarstedts größtem Vermieter ist man durch und durch zufrieden mit der Umrüstung. „In sechs bis sieben Jahren wird sich diese Investition rentiert haben“, hofft Kaufmann. Und nicht nur das: „Wir wollen damit auch eine Art Vorreiterrolle einnehmen.“ Seines Wissens seien die beiden Öfen in Sarstedt einmalig für den ganzen Landkreis. Sie sorgen bei mehr als 500 Parteien für Wärme. Allerdings kann die Kreiswohnbau mit ihren Anlagen nicht komplett auf Öl oder Gas verzichten. Die Heizung in der Mörikestraße etwa fährt zu Spitzenlast-Zeiten noch mit Öl. Die Kreiswohnbau schätzt den Anteil auf rund 20 Prozent. „Glücklich bin ich darüber nicht“, sagt Kaufmann. Aber dadurch sei die Heizung preiswerter.
Zwar sehen die kleinen gepressten Holzschnitzel aus, als wenn sie zu einer Heizform des 19. Jahrhunderts gehörten, doch in Wirklichkeit ist die Pellet-Heizung ein echtes Hightech-Produkt. Fehler etwa meldet sie umgehend per SMS sowohl an Carsten Binnewies vom Ingenieurbüro BPH aus Hildesheim als auch an die EVI in Hildesheim, die die Betriebsführung übernommen hat. Von kleinen Problemen abgesehen sei sie aber bisher stabil gelaufen, erklärt Förster. Im optimalen Fall sei der Schaden behoben, noch ehe die Mieter ihn bemerkten.
Für Bürgermeister Karl-Heinz Wondratschek gab es gleich zwei Gründe, am symbolischen Anfeuern teilzunehmen. Er ist zum einen Mitglied im Aufsichtsrat der KWH. Auf der anderen Seite will er das Klimaschutzkonzept der Stadt Sarstedt voranbringen. „Diese Aktion passt gut zu unseren Bemühungen“, sagt er. Die Mieter der Giebelstieg-Wohnungen werden in nächster Zeit vermutlich „moderate Mieterhöhungen“ erdulden müssen, wie es von der Kreiswohnbau heißt. Allerdings sei die auch fällig geworden, wenn die Kreiswohnbau nicht auf einen Pellet-Ofen umgesattelt hätte. Auf der anderen Seite gibt es für die Mieter auch Grund zum Feiern. „Im Frühjahr werden wir für alle Mieter ein großes Fest organisieren“, verspricht Kaufmann.
Quelle: Sarstedter-Anzeigers, 27. Januar 2010