Einmal Rechtsschwenk: Hier geht’s zur Kaserne
Oststadt-Politiker, Verwaltung und Anlieger einigen sich über Standort für Bahnübergang zu Wohngebiet / „Prozess war hart und lang“
von Rainer Breda
HIlDESHEIM. Radfahrer und Fußgänger, die aus der Oststadt zum geplanten Wohngebiet in der Mackensen-Kaserne wollen, sollen über die Goethestraße dorthin kommen. Allerdings baut die Stadt den Bahn-Übergang nicht als Verlängerung der Straße, sondern einige Meter weiter nördlich in Richtung Spichernstraße in Form eines Hufeisens. Darauf hat sich der Ortsrat Oststadt verständigt. Sowohl Kreiswohnbau als auch gbg können damit leben. „Das ist zwar nicht die beste Lösung, aber in Ordnung“, sagte gbg-Sprecher Frank Satow dieser Zeitung. Die gbg plant in der Kaserne 80 bis 100 Wohneinheiten. Ähnlich äußerte sich Kreiswohnbau-Chef Matthias Kaufmann, der rund 80 Wohneinheiten schaffen will. „Hauptsache, die Anbindung an die Stadt läuft über die Goethestraße“, sagte Kaufmann. Ob es am Ende einen kleinen Schwung zur Seite gebe, sei nur ein Ausführungsdetail.
Beide Unternehmen haben ihre Projekte auf die Goethestraße abgestellt – dort hatte die Stadt seit Jahren den Übergang in allen Unterlagen zum Wohngebiet ausgewiesen. Doch als Verwaltungsmitarbeiter Michael Hoffmann Anfang 2015 die Ausführungsplanung vorstellte, war die Aufregung bei den Anliegern groß. Sie störten sich vor allem an einer fünf Meter breiten Rampe vor ihren Häusern. Das Bauwerk sollte den Höhenunterschied zur Kaserne überwinden helfen. Die Anlieger jedoch fürchteten, ihre Grundstücke nicht mehr zu erreichen. Weil ihre Sorgen im Ortsrat und zum Teil auch im Stadtentwicklungsausschuss Gehör fanden, ließ Hoffmann die Rampe auf drei Meter Breite schrumpfen. Doch Ortsrat und Ausschuss trugen ihm auf, weitere Standorte zu prüfen. Hoffmann untersuchte darauf sechs Varianten, am besten schnitt die „Spichernstraße-Süd“ ab: der Hufeisenübergang. Er kostet mit 1,1 Millionen Euro genauso viel wie die Goethestraße. Die Anwohner seien mit diesem Entwurf „grundsätzlich“ einverstanden, berichtete Hoffmann jetzt im Ortsrat.
Dessen Mitglieder zeigten sich parteiübergreifend zufrieden. „Das Nachdenken hat sich gelohnt“, fand Ottmar von Holtz (Grüne). CDU-Vertreter Dennis Münter bezeichnete den Prozess als lang und hart.“ Doch der Kompromiss sei gelungen. Münter war einer der härtesten Kritiker der Goethestraßen-Pläne. Ortsbürgermeister Helmut Borrmann (SPD) sagte, er „persönlich“ hätte – wie auch der direkte Anwohner Karl Abschlag – lieber die Galgenbergstraße als Standort gesehen. Doch dazu müsste das Baugebiet anders ausgerichtet sein. Borrmann stimmte wie acht weitere Politiker für den Entwurf. Eine SPD-Vertreterin war dagegen, ein CDU-Politiker enthielt sich. Offen ist, wann der Bau starten kann. Die Stadt hat die Kaserne als Flüchtlings-Unterkunft an das Land vermietet, der Vertrag soll bis Herbst 2016 mit der Option auf eine Verlängerung um ein Jahr laufen. Sozial-Fachbereichs-Chef Jürgen Blume wagte im Ortsrat auf Münters Frage, wann die Kaserne zur Verfügung stehe, keine Prognose. Dies lasse sich angesichts der Flüchtlingszahlen schwer sagen. Rathaus-Sprecher Helge Miethe sagte gestern auf Anfrage dieser Zeitung: „Nach derzeitigem Stand ist davon auszugehen, dass die frühere Kaserne maximal bis Oktober 2017 als Notunterkunft vom Land genutzt wird.“
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 02. Dezember 2015