Volkshochschule: Altes Gebäude mit dem Standard eines Neubaus
Mit einem ambitionierten Ziel war Dr. Margitta Rudolph vor fünf Jahren als VHS-Chefin angetreten. Sie wollte alle Angebote der Volkshochschule in Hildesheim an einem Standort bündeln. Dieses Ziel hat sie jetzt erreicht. Vorgestern wurde das komplett sanierte und umgebaute Gebäude an der Ecke Pfaffenstieg zur Burgstraße übergeben. Zur Volkshochschule gehören jetzt auch die Räume der früheren Freiherrvom- Stein-Schule. Künftig können die Kunden der Volkshochschule auf 4200 Quadratmetern das Angebot der VHS nutzen.
Realisiert wurden Sanierung und Umbau des Gebäudes von der Projektbau Hildesheim oHG, einer gemeinsamen Tochter der Kreiswohnbau-Gesellschaft (kwg) und der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (gbg). Das Unternehmen hat das Gebäude gekauft, saniert und vermietet es nun an die Volkshochschule. Begonnen haben die Arbeiten im September 2016. Bis auf einige Restarbeiten ist das Bauvorhaben in dieser Woche abgeschlossen worden.
Der Umbau war für alle Beteiligten eine große Herausforderung. „Wir haben das Gebäude während des laufenden Betriebs umgebaut. Zudem haben wir es zum Teil mit 100 Jahre alter Bausubstanz zu tun gehabt“, erklärt Ralf Oelkers, der für die Projektbau den Neubau und das Projektmanagement steuert. Es mussten für die jeweiligen Kurse Ausweichquartiere bereitgestellt werden, die Arbeiten selbst konnten nur kleinteilig in den ungenutzten Räumen ausgeführt werden. Ralf Oelkers: „Das war ein ausgesprochen komplexes Bauvorhaben.“ Einen Großteil der investierten vier Millionen Euro bekommen die künftigen Nutzer dabei kaum zu sehen, weil das Geld in den Brandschutz und die Elektroinstallationen geflossen ist.
Die Vorteile, die das neue zentrale VHS-Gebäude Kunden und Mitarbeitern bringen wird, lassen sich kaum alle aufzählen. Wichtig ist vor allem die gute Erreichbarkeit. Margitta Rudolph: „Alle Buslinien liegen vor der Tür. Die Kunden müssen zudem nicht mehr nachgucken, in welcher der Außenstellen ihr Kursus stattfindet.“ Die ehemaligen Außenstellen an Steingrube, Waterloostraße und Goethestraße sind inzwischen geschlossen. Lediglich drei kleine Räume an der Kreuzstraße werden noch genutzt, solange die Nachfrage nach Sprach- und Integrationskursen für Flüchtlinge so hoch ist. Auch der Transport von Material und Technik zwischen den Filialen war immer sehr aufwendig und zeitintensiv.
Das Gebäude am Pfaffenstieg hat auch eine immaterielle, aber dennoch wichtige Funktion. Margitta Rudolph: „Die VHS gewinnt durch das zentrale Gebäude an Identität.“ Und so setzt die VHS für die Zukunft auf drei Säulen. „Bildung bleibt zwar die wichtigste Aufgabe, aber die VHS soll auch ein Treffpunkt für Menschen werden und ihnen Beteiligung am gesellschaftlichen Leben ermöglichen.“ Bildung – Beratung – Beteiligung, lauten so auch die wichtigen Bausteine einer modernen Volkshochschule.
Das neue Gebäude ist komplett W-Lan-fähig und bietet so viele neue Anwendungsmöglichkeiten in den Kursen. Künftig soll es auch mehr Angebote im Internet geben, um auch Menschen in den Außenbereichen des Landkreises zu erreichen und den Lebenswert in diesen strukturschwachen Bereichen zu verbessern. Damit nimmt die VHS auch eine wichtige Aufgabe angesichts des demografischen Wandels wahr, was ebenso für die VHS-Außenstellen in Alfeld sowie in Sarstedt gilt. Zudem arbeitet bei der VHS eine Regionalbeauftragte, die sich die Bedarfslage in der Region anschaut und auch für kleinere Ortschaften maßgeschneiderte Angebote zusammenstellt.
Neu in der Volkshochschule sind ein Gesundheitszentrum und das Schülerforschungszentrum Explore, das die VHS zusammen mit der Wirtschaftsföderungsgesellschaft Hi-Reg im Mint-Lab, einem Labor für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, betreibt. „Hier wird es Angebote von der Kita bis zur Oberstufe geben“, sagt Margitta Rudolph, „die Kinder und Jugendlichen können ihre Ideen einbringen und umsetzen. Wir wollen hier vor allem die Kreativität der jungen Menschen fördern.“
Für das Cafe.Kom hat Margitta Rudolph weitere Pläne: „Wir wollen das Cafe.Kom öffnen und einen großen Begegnungsraum einrichten. Dort wollen wir Begegnung geschickt inszenieren.“ Dort soll Raum für Bürgerinitiativen, Stammtische, Sprachentische, eine Computerecke sowie Rückzugsorte eingerichtet werden. Eine große Herausforderung für die VHS war zudem der Zuzug von Flüchtlingen. „Das haben wir aber gut gemeistert“, sagt Margitta Rudolph. So dauert es in der Region Hildesheim maximal vier Wochen, bis ein Flüchtling in einem Sprachkursus sitzt. Zudem hat die VHS den interkulturellen Kursus „Globales Lernen“ mit Themen wie Werte und Normen, Rechtssystem und Alltagsmanagement als Begleitkursus zu den Sprachkursen. „Viele sind mit dem Willen hergekommen, hier Fuß zu fassen.“ apm
Quelle: Sonderveröffentlichung der Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 28. April 2018