Sie sichern die Zukunft der VHS
Volkshochschule wird für 3,2 Millionen Euro modernisiert / Keine Kurse im Mehrgenerationenhaus
von Manfred Hüttemann
Hildesheim. Gemeinsam sind wir stark: Dieses Motto haben sich Stadt und Landkreis, Volkshochschule (VHS) sowie die kommunalen Wohnungsgesellschaften gbg und Kreiswohnbau (KWH) auf ihre Fahnen geschrieben, um den jährlich bis zu 40 000 Kunden der VHS auf Dauer ein attraktives Bildungs- und Kulturzentrum bieten zu können. Das jetzige Gebäude soll für 3,2 Millionen Euro saniert und modernisiert werden. Baubeginn ist im September.
Nur weil alle Seiten an einem Strang ziehen, werde der Umbau realisierbar. Das betonen VHS-Geschäftsführerin Margitta Rudolph, Oberbürgermeister Ingo Meyer, Landrat Reiner Wegner, gbg-Vorstand Jens Mahnken und KWH-Geschäftsführer Matthias Kaufmann.
Die Erwachsenenbildungseinrichtung am Pfaffenstieg liegt im Herzen der Stadt. Fünf Buslinien halten direkt vor der Tür. Die ideale Lage ist ein guter Grund, um in das 120 Jahre alte Gebäude zu investieren. Das ist die Grundlage, um durch funktionale Verbesserungen, den Einbau neuster Technik, Anforderungen an Sicherheit, Brandschutz und ans Energiesparen die Bildungsangebote der VHS auszubauen und den Nutzern ein neues, angenehmes „Lerngefühl“ bieten zu können.
Die Arbeiten erfordern in etwa ein Jahr. Die VHS setzt ihren Betrieb in dieser Zeit mit Einschränkungen fort.
Das kostet Geld. Geld, das Stadt, Landkreis und VHS eigentlich nicht haben. Nach intensiven Verhandlungen haben sich alle Seiten nun auf eine Lösung verständigt. Möglich wird dies durch gbg und Kreiswohnbau. Sie haben eine „ProjektBau Hildesheim GmbH & Co. OHG“ gegründet, um zum Erhalt städtischer Infrastruktur beizutragen. Wie Wegner sagt, habe man auch andere Lösungen geprüft, etwa mit der Sparkasse. Das Modell habe sich aber bei Kosten von 7,5 Millionen Euro als nicht realisierbar erwiesen.
Die „ProjektBau“ trägt die Umbaukosten von 3,2 Millionen Euro und vermietet das Gebäude für 29 Jahre an die VHS. „Es ist eine kostendeckende Pacht. Kreiswohnbau und gbg verdienen nichts daran, dürfen aber auch nichts drauflegen, um die Muttergesellschaften nicht zu schwächen“, betont Mahnken. Der kaufmännische Part liegt bei der gbg, der Bereich Technik bei der Kreiswohnbau. Das Personal stellen beide Unternehmen. Architekt ist Matthias Jung. Finanziell basiert das Konstrukt auf den Säulen Stadt, Landkreis und VHS. Die Stadt hat ihr Schulgebäude für einen symbolischen Euro an die Weinhagen-Stiftung, die Eigentümerin des Grundstücks, übertragen. Dazu kommt ein indirekter jährlicher Betriebskostenzuschuss der Stadt von 300 000 Euro. Der Landkreis stockt seinen jährlichen Beitrag zur Erwachsenenbildung von bisher 700 000 Euro um 75 000 Euro auf.
Die VHS muss mit Einsparungen in nicht genannter Höhe ihren Beitrag leisten. Nach dem Umbau entfallen nach den Worten Rudolphs drei kleine Standorte in der Stadt sowie das Mehrgenerationenhaus für Kursangebote. Das spart Kosten und bringt Synergieeffekte. Dazu sichern die Gebühren der Teilnehmer und Zuschüsse des Landes den Betrieb.
Die Volkshochschule habe für den Bildungsbereich in Stadt und Landkreis eine „herausragende Bedeutung“. Sie solle mit einem zentralen und modernen Gebäude ihr Bildungsangebot für alle Bürger dauerhaft stärken. Das unterstreichen Oberbürgermeister und Landrat mit Blick auf 2 500 Kurse pro Jahr, 3 500 Menschen, die dort die deutsche Sprache erlernen und 150 Bürger, die über die VHS ihre Abschlüsse von Hauptschule bis Abitur nachholen.
Neben den Sanierungsarbeiten will Architekt Jung Fenster und Dach energetisch verbessern, den Brandschutz optimieren und alle Gebäudeteile durch einen zweiten Aufzug barrierefrei erschließen. Von der Burgstraße aus ist ein eigener Parkplatz für die VHS geplant.
Kommentar von Manfred Hüttemann
Ist es Aufgabe der kommunalen Wohnungsunternehmen gbg und Kreiswohnbau, das Gebäude der Volkshochschule zu übernehmen und es zu sanieren, statt sich allein auf ihre ureigenste Aufgabe zu konzentrieren, nämlich den Bürgern bezahlbare Wohnungen zu bieten?
Die Antwort ist klar: Stadt und Landkreis allein können für die VHS keine zukunftsorientierte Lösung schaffen. Ihnen fehlt es an der finanziellen Ausstattung, der Kreativität und baulichen Fachkompetenz eines modernen Unternehmens.
gbg und Kreiswohnbau stellen sich der Verantwortung gegenüber ihren Mutterkonzernen und nehmen die Mehrarbeit an, um Stadt und Kreis zum Wohle der Bürger unter die Arme zu greifen. Gut so, denn eine gut funktionierende Bildungseinrichtung wie die VHS ist wichtiger denn je für unsere Gesellschaft.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 02. Juni 2016