Sarstedt bekommt fünftes Hochhaus am Kipphut
Kreiswohnbau will Gebäude mit 26 Wohnungen errichten / Senioren bekommen gesondertes Angebot im Erdgeschoss
Von Sebastian Knoppik
SARSTEDT. Das Wahrzeichen der Stadt wird erweitert: Die Kreiswohnbau will am Kipphut ein fünftes Hochhaus mit 26 Wohnungen bauen. Am Mittwochabend stellte Geschäftsführer Matthias Kaufmann die Pläne erstmals im Stadtentwicklungsausschuss vor. Er erntete von den Politikern nicht nur Zustimmung.
Mit dem zusätzlichen Gebäude will die Kreiswohnbau natürlich auf die hohe Nachfrage nach Wohnungen in der Stadt reagieren. Freie Wohnungen in den Häusern der Kreiswohnbau gibt es derzeit praktisch nicht. „Wir sind voll“, fasste es Kaufmann zusammen. Das Unternehmen, an dem auch die Stadt Sarstedt beteiligt ist, hat in den vergangenen Jahren schon in neue Wohnungen in der Stadt investiert. Mit den beiden Argentum-Häusern wurden aber vor allem Wohnungen für Senioren mit höherem Einkommen geschaffen.
Vor allem knapp ist aber nach wie vor günstiger Wohnraum. Der soll nun in dem geplanten Hochhaus am Kipphut entstehen. Wobei es sich nach Angaben von Geschäftsführer Kaufmann per Definition gar nicht um ein Hochhaus handelt. „Rein formal ist es ein hohes Haus, aber kein Hochhaus.“
Was in Deutschland ein Hochhaus ist, wird in der „Hochhausrichtlinie“ definiert. „Hochhäuser sind Gebäude, bei denen der Fußboden mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 Meter über der festgelegten Geländeoberfläche liegt“, heißt es dort. Das neue Gebäude wird laut Kaufmann etwa 24 Meter hoch sein, etwa 2,50 Meter weniger als die alten Kipphut-Gebäude aus den 60er Jahren.
Das Gebäude soll auf einem Grundstück entstehen, das derzeit noch als Spielplatz genutzt wird und zwischen zwei Garagenzeilen liegt. Dieser Spielplatz soll nach dem Willen der Kreiswohnbau auf das Nachbargrundstück verlegt werden. Insgesamt acht Etagen soll das neue Gebäude haben. Parken sollen die Bewohner in einer Tiefgarage unter dem Haus, von wo sie dann per Aufzug und ohne eine einzige Treppenstufe überwinden zu müssen, in ihre Wohnungen gelangen können.
Im Erdgeschoss des Gebäudes soll ein „niedrigschwelliges Pflegeangebot“ entstehen. Eine Wohngruppe für 12 bis 15 pflegebedürftige Menschen, die noch möglichst selbstbestimmt leben wollen, aber dennoch Unterstützung brauchen. Sieben Tage in der Woche und 24 Stunden am Tag wird mindestens ein Mitarbeiter für die Bewohner zur Verfügung stehen. Die Kreiswohnbau will hier mit einem Wohlfahrtsverband zusammenarbeiten.
In den übrigen Etagen sollen ganz normale Wohnungen entstehen, nach derzeitigem Stand 26. Wie hoch die Miete sein wird, steht laut Kaufmann ebenso fest wie die Baukosten.
SPD-Fraktionschef Karl-Heinz Esser ist nach eigenen Angaben „begeistert“ von den Plänen. Er sieht diese auch als Ergebnis des Antrags seiner Mehrheitsgruppe zur sogenannten Innenverdichtung, also zur Schaffung zusätzlichen Wohnraums durch das Schließen von Baulücken. Das neue Kipphut-Gebäude füge sich „harmonisch in das bestehende Bild ein“. Es sei die „Fortsetzung eines vorhandenen Kontinuums“.
Völlig anders sieht die Sache Wolfgang Jäckel von der CDU. „Ich bin gegen diese Art der Bebauung“, stellte er klar. In den 60er und 70er Jahren sei durch den Bau von Hochhaussiedlungen wie den Kipphut „Schindluder getrieben worden“ und dadurch „der Charakter des kleinen Sarstedt kaputt gemacht worden“, findet Jäckel, der von „großen, banausenhaften Häusern“ sprach: „Ich hoffe, dass wir nicht den gleichen Fehler wie in den 60er Jahren machen.“
Kaufman wies die Befürchtungen zurück. Er sieht die Kipphut-Häuser positiv: „Ich finde, sie sind auch ein Wahrzeichen der Stadt, und kein negatives.“ Höhere Gebäude würden zudem „ein Comeback erleben“.
Auch Bürgermeisterin Heike Brennecke war nach eigenen Angaben zunächst skeptisch. Doch nachdem sie die Entwürfe gesehen hatte, änderte sich ihre Meinung. Es handele sich um einen „schicken, modernen Bau“, findet die Verwaltungschefin.
CDU-Ausschussmitglied Wilfried Töttger kündigte an, dass sich seine Fraktion, nachdem nun die Entwürfe vorgestellt wurden, noch einmal mit dem Thema befassen werde. Der Ausschuss stimmte mehrheitlich für den Aufstellungsbeschluss der für das Projekt nötigen Änderung des Bebauungsplans. Laut Kaufmann soll das Projekt in den nächsten zweieinhalb Jahren umgesetzt werden.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 19. August 2016