12. September 2014

Rüttelstopfsäulen tragen den neuen Bauhof

Stadt investiert vier Millionen Euro / Kompliment vom Planer für die Mitarbeiter / Neues Wohngebiet im Zentrum

Von Peter Hartmann

SARSTEDT. Wer bis­her noch nicht wuss­te, was eine Rüt­tel­stopf­säu­le ist, kann meh­re­re davon dem­nächst auf einer Bau­stel­le im Kir­chen­fel­de besich­ti­gen: Denn sol­che Säu­len sol­len dort den Bau­grund für den neu­en Bau­hof der Stadt bil­den. Der Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss hat jetzt grü­nes Licht für wei­te­re Pla­nun­gen gege­ben, die die kom­mu­na­le Bau­ge­sell­schaft GKHi erle­di­gen soll. Die Kos­ten lie­gen vor­aus­sicht­lich etwas über vier Mil­lio­nen Euro.

 

Ralf Oel­kers ist bei der Kreis­wohn­bau und der GKHi (sie­he unten) tätig und hat­te uner­freu­li­che wie erfreu­li­che Nach­rich­ten dabei. Der städ­ti­sche Bau­hof, erfuh­ren die Aus­schuss­mit­glie­der, sei bau­lich in einem Zustand, in den zu inves­tie­ren sich nicht loh­ne. Ande­rer­seits riet er den Rats­mit­glie­dern, „stolz zu sein, dass Ihr Bau­hof so gut funk­tio­niert trotz die­ser Bedin­gun­gen“. Die sol­len sich nun ändern. Die städ­ti­sche Behör­de, bis­her in einem alten Wohn­haus, eini­gen Scheu­nen und auf 5000 Qua­drat­me­tern recht beengt im Stadt­zen­trum unter­ge­bracht, soll in einen Neu­bau im Kir­chen­fel­de umziehen.

 

Der Bau­grund dort ist aller­dings nicht der bes­te, wes­halb die Rüt­tel­stopf­säu­len erfor­der­lich sind. Das sind qua­si Säu­len aus Mager­be­ton, die etwas mehr als vier Meter in den Boden gebracht und dann oben mit Strei­fen­fun­da­men­ten und Boden­plat­ten ver­bun­den wer­den. Finan­zi­ell die güns­tigs­te Lösung, mein­te Kreis­wohn­bau-Chef Mat­thi­as Kaufmann.

 

Ralf Oel­kers stell­te einen ers­ten Ent­wurf vor. Danach soll auf dem recht­ecki­gen Gelän­de gleich hin­term Tor und Park­plät­zen ein Gebäu­de für Ver­wal­tung und Sozi­al­räu­me ent­ste­hen, es fol­gen wei­ter meh­re­re unter­schied­lich aus­ge­stat­te­te Werk­stät­ten für Mau­rer, Tisch­ler, Maler und Schlos­ser, teils mit Absaug­an­la­gen aus­ge­rüs­tet. L-för­mig ange­baut soll ein ande­res Gebäu­de Lager­räu­me und Gara­gen auf­neh­men. Auf dem Außen­ge­län­de sehen die Pla­ner über­dach­te Schütt­bo­xen vor, die zum Bei­spiel Sand und Splitt aufnehmen.

 

Wie ein gespie­gel­tes „L“ soll das Gebäu­de aus­se­hen (oben). Geplant ist ein eher schlich­ter Zweck­bau mit Pultdach.

Ein Grund für den Umzug ist die Tat­sa­che, dass der jet­zi­ge Bau­hof ener­ge­tisch betrach­tet zu den größ­ten Sün­dern der Stadt gehört. Der Neu­bau ist daher ganz aufs Ener­gie­spa­ren aus­ge­rich­tet: So lie­gen die wärms­ten Räu­me zusam­men­ge­fasst vorn, nach hin­ten hin wird es immer käl­ter. Das Gan­ze ist aus­ge­klü­gelt: Wäh­rend die Gara­gen für die Win­ter­dienst­fahr­zeu­ge beheizt sind, ste­hen die ande­ren Fahr­zeu­ge in unbe­heiz­ten Gara­gen. Und auch der Lager­raum für Salz muss ja nicht mol­lig warm sein.

 

Beheizt wird der Neu­bau mit einer Gas-Wär­me­pum­pe, in Spit­zen­zei­ten zusätz­lich mit einer Gas­hei­zung. Eine Solar­an­la­ge loh­ne sich nicht, erfuhr Harald Sand­ner auf Nach­fra­ge, weil der Bau­hof gene­rell wenig Hei­zung und Warm­was­ser ver­brau­che. Ob man nicht den Bau­hof an die neue zen­tra­le Hei­zungs­an­la­ge anschlie­ßen kön­ne, die die Kreis­wohn­bau für das Klei­ge­biet plant, wur­de eben­falls gefragt. „Wir sind immer für eine sol­che Zusam­men­ar­beit offen“, ver­si­cher­te Kaufmann.

 

Die Kos­ten haben die Pla­ner erst ein­mal sehr grob kal­ku­liert. Danach kos­tet das Gebäu­de, ein schlich­ter Indus­trie­bau aus Beton, Gas­be­ton und Kalk­sand­stein mit Fas­sa­den­ver­klei­dun­gen aus Stahl sowie Pult­dä­chern, rund 2,15 Mil­lio­nen Euro. Die Außen­an­la­gen ein­schließ­lich der Schütt­bo­xen ste­hen mit rund 800 000 Euro im Plan, ins­ge­samt kal­ku­liert Oel­kers Kos­ten von vier Mil­lio­nen Euro ein.

 

SPD-Grü­nen-Grup­pen­spre­cher Karl- Heinz Esser erkun­dig­te sich, wie viel Heiz­kos­ten man ein­spa­re, und erfuhr, dass man das beim der­zei­ti­gen Pla­nungs­stand noch nicht sagen kön­ne. Der CDU-Frak­ti­ons­chef Fried­helm Pri­or kri­ti­sier­te den Beschluss­vor­schlag der Stadt­ver­wal­tung mit dem Satz „Mit der Aus­füh­rungs­pla­nung soll die GKHi beauf­tragt wer­den“. Das sei eine Ver­ga­be mit nicht genann­ten Kos­ten, der er nicht zustim­men kön­ne, ohne das The­ma in sei­ner Frak­ti­on bera­ten zu haben. Die CDU ent­hielt sich also, die ande­ren stimm­ten zu, sodass die Pla­nun­gen wei­ter­ge­hen kön­nen. Beschlos­sen wur­de auch, dass die Ver­wal­tung nach Finan­zie­rungs-Alter­na­ti­ven sucht. Eine davon hat die Stadt bei der Kin­der­krip­pe „Stadt­mäu­se“ schon ein­mal prak­ti­ziert, eine Art Leasing.

 

Wann es los­ge­hen kann, ist noch nicht ganz klar. Die rei­ne Bau­zeit schon. Oel­kers rech­net mit zwölf Monaten.

 

Durch einen Umzug des Bau­ho­fes wür­de in der Kern­stadt ein rund 5000 Qua­drat­me­ter gro­ßes Grund­stück in der Nähe zum Zen­trum frei, geeig­net für eine Wohn­be­bau­ung, wie Bau­amts­lei­te­rin Moni­ka Kochel mein­te. Wie­viel die Stadt dafür bekommt, ist aller­dings noch völ­lig offen. Der Boden­richt­wert an der Stra­ße beträgt genau 105 Euro pro Qua­drat­me­ter – theo­re­tisch wäre das Are­al also eine hal­be Mil­li­on Euro wert.

 

Stichwort: GKHi Sarstedt.

Mit den Detail­pla­nun­gen für ihren neu­en Bau­hof beauf­tragt die Stadt die Gesell­schaft für Kom­mu­na­le Immo­bi­li­en Hil­des­heim (gKHi) mit Sitz in Sar­stedt. Das ist ein Unter­neh­men, das die Städ­te Sar­stedt, Bad Salz­det­furth und Elze sowie die Gemein­de Diek­hol­zen zur Abwick­lung kom­mu­na­ler Bau­pro­jek­te gegrün­det haben. Die Kom­mu­nen geben wei­ter­hin den Ton an, die Kreis­wohn­bau sorgt für den tech­ni­schen Sach­ver­stand. In Sar­stedt hat das Unter­neh­men bereits den Kin­der­gar­ten „Stadt­mäu­se“ saniert und den in der Edith-Wey­he-Stra­ße neu errich­tet, in Diek­hol­zen das neue Feu­er­wehr­haus gebaut. Das Pro­jekt gilt im Raum Hil­des­heim als Mus­ter­bei­spiel für die oft gefor­der­te inter­kom­mu­na­le Zusammenarbeit.

 

Quel­le: Sar­sted­ter Anzei­ger der Hil­des­hei­mer All­ge­mei­nen Zei­tung, 12. Sep­tem­ber 2014

Veröffentlicht unter 2014