09. September 2019

kwg-Projekt kommt vor Gericht

Insel-Café-Hausherr strengt Verfahren gegen Bauplan für Mühlenstraße an

Das Grund­stück Müh­len­stra­ße 23 (rechts unten) liegt direkt gegen­über dem Insel-Café (grau­es Dach) an der Bischofs­müh­le (links). FOTOS: CHRIS GOSSMANN

Von Rai­ner Breda

Hil­des­heim. Bert­hold Jämm­rich hat­te es ange­kün­digt. Und er macht ernst: Der Haus­herr des Insel-Cafés will das kwg-Vor­ha­ben in der Müh­len­stra­ße gegen­über sei­ner Immo­bi­lie juris­tisch zu Fall brin­gen. Jämm­richs Anwalt hat beim Ober­ver­wal­tungs­ge­richt (OVG) in Lüne­burg einen Nor­men­kon­troll­an­trag gegen den Bebau­ungs­plan gestellt, mit dem die Stadt das Pro­jekt ermög­li­chen will. kwg-Chef Mat­thi­as Kauf­mann woll­te sich auf HAZ-Anfra­ge nicht äußern, erklär­te aber, es gebe kei­ne Ver­zö­ge­rung. Der Antrag hat kei­ne auf­schie­ben­de Wir­kung, wie OVG-Spre­cher Hei­ko Leitsch der HAZ bestä­tig­te. Rat­haus­spre­cher Hel­ge Mie­the beton­te, das Gericht prü­fe zunächst, ob der Antrag über­haupt zuläs­sig sei.

 

Das frü­he­re Mad­ga­le­nen-Pfarr­haus in der Müh­len­stra­ße muss dem kwg-Vor­ha­ben weichen.

Die kwg will auf dem Grund­stück in der Müh­len­stra­ße 23 einen Kom­plex mit zwölf alten­ge­rech­ten Woh­nun­gen errich­ten. Auf der Flä­che steht das frü­he­re Pfarr­haus der Mag­da­le­nen-Gemein­de, die kwg hat das Gebäu­de bereits von einer Fach­fir­ma ent­ker­nen las­sen. Dem­nächst begin­ne der Abriss des Hau­ses, kün­digt Kauf­mann an.

 

Für die­sen braucht die kwg kei­ne Geneh­mi­gung. Wohl aber für den Neu­bau: Er besteht aus zwei drei­ge­schos­si­gen Gebäu­den, die mit­ein­an­der ver­bun­den sind. Die Woh­nun­gen sol­len zwi­schen 80 und 130 Qua­drat­me­ter groß wer­den, sie sind sehr begehrt: Nach Kauf­manns Anga­ben gibt es bereits mehr als 100 Inter­es­sen­ten – und das, obwohl die Ver­mark­tung noch gar nicht begon­nen hat und die Prei­se für die zwölf Appar­te­ments nicht feststehen.

 

Nach­bar Jämm­rich ist weni­ger begeis­tert: Ihm ist der kwg-Kom­plex zu wuch­tig, die­ser ver­let­ze außer­dem den Denk­mal­schutz für die benach­bar­te Mag­da­le­nen-Kir­che und ihr frü­he­res Klos­ter. Im Rat konn­te der Insel-Café-Haus­herr mit sei­nen Argu­men­ten nicht lan­den, die Poli­ti­ker seg­ne­ten die nöti­ge Bebau­ungs­plan-Ände­rung im Mai mehr­heit­lich ab. Gegen die­sen Schritt hat Jämm­richs Anwalt das Nor­men­kon­troll­ver­fah­ren bean­tragt. Auf die Fra­ge nach der Begrün­dung ver­wies Jämm­rich die HAZ auf sei­nen Anwalt; die­ser hat auf die Bit­te um Stel­lung­nah­me nicht reagiert. Zustän­dig ist der 1. Senat, dort sind nach Gerichts­an­ga­ben der­zeit noch über 50, über­wie­gend älte­re Nor­men­kon­troll­ver­fah­ren anhän­gig. Wann es zu einer münd­li­chen Ver­hand­lung und zur Ent­schei­dung kommt, las­se sich nicht abse­hen, sag­te Gerichts­spre­cher Leitsch.

 

KOMMENTAR von Rainer Breda

Hin­der­nis­lauf

Klä­ger Jämm­rich mag gute Grün­de für sei­nen Wider­stand haben. Und doch kann kwg-Chef Kauf­mann einem fast leid tun: Erst gab es Pro­ble­me mit dem Bau­grund, dann knirsch­te es hin­ter den Kulis­sen bei der Abwick­lung des Grund­stück­ver­kaufs, nun geht der Nach­bar auf die Bar­ri­ka­den. Kein Wun­der, dass die kwg ihren Zeit­plan kor­ri­gie­ren muss­te, das dürf­te auch für die Kal­ku­la­ti­on des Mil­lio­nen- Pro­jek­tes gel­ten. Die Zeche müs­sen wohl die Woh­nungs­käu­fer zah­len. Das Bei­spiel zeigt: Die Nach­ver­dich­tung, also das Nut­zen von Flä­chen inner­halb bestehen­der Bebau­ung, kann ihre Tücken haben.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 07. Sep­tem­ber 2019 

Veröffentlicht unter 2019