Kipphut: Müllkippen-Aushub muss auf Deponien
In den 1950er-Jahren haben die Sarstedter im alten Kalksteinbruch ihren Hausmüll entsorgt – vor allem Asche fiel dort an
Von Thorsten Pifan
Sarstedt. Es geht voran: Die Arbeiten zum Bau des fünften Hochhauses am Kipphut gehen jetzt weiter. Zuletzt war dort vier Wochen nichts passiert, weil beim Aushub der Baugrube Teile der alten Müllkippe zutage traten: „Probleme machten aber weniger die Funde, sondern vielmehr die Tatsache, dass wir erst Kapazitäten auf aktuellen Deponien finden mussten, um das Material zu entsorgen“, sagte Bauingenieur Stefan Mai von der kwg. Bis Montag soll die Abfuhr abgeschlossen sein.
Die Müllkippe in einem ehemaligen Kalksteinbruch war noch bis in die 1950er-Jahre geöffnet. Dort wurde der Hausmüll der Sarstedter entsorgt – „Vor allem Asche aus den Öfen der Haushalte“, sagte Stadtheimatpfleger Werner Vahlbruch. Von der Stadt beauftragt war die Firma Steffen – ein Landwirt, der mit Pferd und Wagen den Müll aus den Häusern abholte, und zum Kipphut brachte.
„Das war damals ja alles noch gar nicht bebaut“, erinnert sich Dieter Petzold. Als junger Mann hat er dort auf der Müllkippe gespielt. „Wir sind 1951 mit meinen Eltern an die Ostertorstraße gezogen. Und in der Verlängerung der Straße war die alte Müllkippe“, erzählt Petzold. Da sei alles reingekommen, was damals so an Restmüll angefallen ist. Viel sei es nicht gewesen, weil das meiste zuerst in den Öfen verfeuert worden sei.
Hin und wieder hätten aber auch die Apotheken aus der Umgebung dort ihren Abfall abgeladen. „Das war dann für uns beim Spielen ein toller Spaß, wenn wir auf die Creme- Tuben traten und die Salbe durch die Gegend schoss“, sagt er schmunzelnd, wenn er an die Jugendstreiche denkt. Auch an die Müllkutsche kann sich Petzold noch erinnern. Das war ein Holzwagen mit zwei Pferden davor.
Aufgrund der Verzögerung bei den Erdarbeiten wird auch der Bau des fünften Hochhauses ein wenig später fertig als geplant. Ende September oder Anfang Oktober soll es dann mit dem Bau weitergehen. Noch im Juni hatte sich kwg-Chef Matthias Kaufmann zuversichtlich gezeigt, dass es keine Verzögerungen geben werde. Anfang August war dann bekanntgeworden, dass der Aushub nicht sofort abgefahren werden kann und es länger dauert, bestätigte seinerzeit Stefan Mai.
In dem Gebäude sollen unter anderem 22 Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern sowie zehn Appartements für pflegebedürftige Menschen entstehen. Hinzu kommt eine Kindertagesstätte mit zwei Gruppen, die die Stadt betreibt.
Die Mietwohnungen sollen zwischen 8 und 9 Euro pro Quadratmeter kosten. Für die Penthousewohnungen müssen Mieter tiefer in die Tasche greifen, die Preise stünden aber noch nicht genau fest, hatte Kaufmann im August gesagt. Im Frühjahr 2021 soll der barrierefreie Komplex mit 2500 Quadratmetern Wohnfläche fertig sein. Die kwg investiert für das Projekt 7,5 Millionen Euro.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 11. September 2019