07. April 2015

Kaiserhof: Jetzt wird eingerichtet

Kreiswohnbau lässt für 3,5 Millionen Euro das alte Haus Oberstraße 5 umbauen / Noch eine Wohnung frei

Joa­chim Rade­ma­cher bringt die Lam­pen in der neu­en Woh­nung der Boden­bur­ge­rin Hel­ga Jar­sum­beck an. Fotos: A. Hempen

von Andrea Hempen

Bad Salz­det­furth. Joa­chim Rade­ma­cher steht auf der Lei­ter und schraubt die Küchen­lam­pe an. Auf einem Umzugs­kar­ton im Wohn­zim­mer liegt noch eine Lam­pe, die ist als Nächs­tes dran. Rade­ma­cher hilft beim Umzug von Hel­ga Jar­sum­beck. Die 82-Jäh­ri­ge ver­lässt ihr Ein­fa­mi­li­en­haus in Boden­burg und zieht in eine der Woh­nun­gen im Argen­tum, dem umge­bau­ten Hotel Kai­ser­hof in Bad Salz­det­furth. Jar­sum­becks Ver­mie­te­rin ist die Kreis­wohn­bau. Die hat das eins­ti­ge Hotel für 3,5 Mil­lio­nen Euro umge­baut und erwei­tert (die­se Zei­tung berich­te­te). Und das unter erschwer­ten Bedin­gun­gen, denn die Fas­sa­de ist denk­mal­ge­schützt. Ent­stan­den sind 19 bar­rie­re­freie Woh­nun­gen inklu­si­ve Tief­ga­ra­gen­park­platz. In einem Teil des Erd­ge­schos­ses bie­tet die Tages­pfle­ge des Arbei­ter-Sama­ri­ter-Bun­des (ASB) ihre Diens­te an.

 

Ute Hop­pe ist ganz begeis­tert von der neu­en Woh­nung ihrer Mut­ter. Das freut die Kreis­wohn­bau-Män­ner Mat­thi­as Kauf­mann (Mit­te) und Marc Thoma.

Ute Hop­pe stellt ein Körb­chen mit Früh­lings­blu­men auf den Ter­ras­sen­tisch. „Da haben wir uns die schöns­te Woh­nung gesi­chert“, sagt die Boden­bur­ge­rin. Dass dem so ist, davon muss­te sie ihre Mut­ter Hel­ga Jar­sum­beck aller­dings erst über­zeu­gen. Ganz ein­fach mag es wohl nicht gewe­sen sein. Schließ­lich gibt die alte Dame ein Haus vol­ler Erin­ne­run­gen auf – und eine gute Nach­bar­schaft. „Ich bin schon ein biss­chen trau­rig, dass sie geht“, gesteht Gabi Küp­pers. Auch die Nach­ba­rin packt beim Umzug mit an. Nur die Haupt­per­son fehlt. Sie soll von dem Tru­bel nicht all­zu viel mit­be­kom­men. „Wir haben sie zur Fuß­pfle­ge geschickt. Ein biss­chen Well­ness“, erzählt Ute Hop­pe dem Kreis­wohn­bau-Geschäfts­füh­rer, Mat­thi­as Kauf­mann. Der hat mit Marc Tho­ma, Kreis­wohn­bau-Abtei­lungs­lei­ter Bad Salz­det­furth, gera­de eine Grup­pe durch den Neu­bau geführt. Kauf­mann strahlt. End­lich zieht Leben in die Anla­ge. „Die­ses Pro­jekt hat mir rich­tig Spaß gemacht“, sagt Kauf­mann und man glaubt es ihm sofort. Mit Begeis­te­rung stellt er jedes Detail im Gebäu­de­kom­plex vor. Von den auto­ma­ti­schen Tür­öff­nern im gan­zen Haus, den Not­lich­tern in jedem ein­zel­nen Woh­nungs­flur, den Fens­ter­öff­nern in den Bade­zim­mern oder von den Kel­ler­räu­men, die nur grob ver­putzt einen ganz beson­de­ren Charme haben.

 

Frü­her Kai­ser­hof jetzt Argentum.

Kauf­mann schließt die Tür zur Tages­pfle­ge im Erd­ge­schoss auf. Der ASB zieht zum 1. Mai ein. Das Tages­pfle­ge­an­ge­bot kann jeder, der Bedarf hat, in Anspruch neh­men. Er muss kein Mie­ter sein. „Sogar Pati­en­ten, die bett­lä­ge­rig sind, kön­nen hier stun­den­wei­se betreut wer­den“, sagt Kauf­mann und öff­net die Tür zu einem der vier dafür vor­ge­se­he­nen Zim­mer. Im ehe­ma­li­gen Gast­stät­ten­be­reich ist der Gemein­schafts­raum ein­ge­rich­tet. Dort wird der ASB Kaf­fee­nach­mit­ta­ge aus­rich­ten. An den Wochen­en­den gehö­ren die Räu­me den Kreis­wohn­bau-Mie­tern. Auch denen, die nicht in der Ober­stra­ße woh­nen. Sie kön­nen den Raum vom ASB mie­ten und dort Fes­te feiern.

 

Rie­chen Sie etwas?“, fragt Kauf­mann und schnup­pert in die Luft. „Es riecht nicht mehr nach Knei­pe“, sagt er und strahlt. Ein wenig habe er die Befürch­tung gehabt, dass der Geruch von Bier und Ziga­ret­ten nie­mals aus dem Gebäu­de ver­schwin­den könn­te. Doch jetzt riecht es frisch, nach Far­be und neu­en Möbeln.

 

Eine Woh­nung ist noch zu haben. „Die schöns­te“, sagt Marc Tho­ma. Die gefal­le sicher auch jun­gen Leu­ten – die sind als Mie­ter eben­falls will­kom­men. Denn das Argen­tum ist nicht nur für Seno­ren bestimmt. Die 103-Qua­drat­me­ter-Woh­nung im Dach­ge­schoss bie­tet eine rie­si­ge unein­seh­ba­re Ter­ras­se und Küche im Türmchenzimmer.

 

Bei der Pla­nung des Argen­tum Bad Salz­det­furth ist übri­gens auch das Lan­des­kri­mi­nal­amt mit ein­be­zo­gen wor­den. Ziel der Kreis­wohn­bau ist es, die Anla­ge als „Siche­res Gebäu­de“ zer­ti­fi­zie­ren zu las­sen. „Das Zer­ti­fi­kat ist beim Land bean­tragt. Wir bekom­men es sicher“, ist Kauf­mann über­zeugt. Emo­tio­na­le Sicher­heit will Ute Hop­pe ihrer Mut­ter in deren ers­ter Nacht in der neu­en Woh­nung geben. „Heu­te schla­fe ich hier“, sagt die Toch­ter. Auf Hil­fe ist ihre Mut­ter auch mit 82 Jah­ren nicht ange­wie­sen. Sie meis­tert ihr Leben allei­ne. Der Kom­fort der neu­en Blei­be soll ihr den All­tag noch ein Stück erleich­tern. Joa­chim Rade­ma­cher klappt die Alu­lei­ter zusam­men, trägt sie ins Wohn­zim­mer. Die Küche steht, nun ist die letz­te Lam­pe an der Reihe.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 07. April 2015

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