Es wird ernst: Die Grundschule packt ein
Von Zeugnissen, Umzugskartons und einer Schule im Umbruch: Ära Papenbergschule geht zu Ende
Bad Salzdetfurth (uli). Ihre Zeugnisse haben sie längst in der Tasche, der Fahrradführerschein ist bestanden – eigentlich könnten sich Johannes, Lukas, Paula und all die anderen Viertklässler entspannt zurücklegen und auf den Beginn der Ferien warten. Denn streng genommen geht sie der ganze Wirbel, der seit Wochen in der Grundschule am Papenberg herrscht, ja auch gar nichts mehr an. Ihre Tage dort sind schließlich gezählt. Trotzdem packen die Mädchen und Jungen der 4a und 4b fleißig mit an: Sie wuchten leere Kartons über den Schulhof, helfen dem Hausmeister beim Befüllen des Altpapiercontainers und räumen ihre Klassenzimmer auf. Denn ihre Grundschule zieht um. Wenn es Mittwoch Zeugnisse gibt, ist die Ära der Grundschule am Papenberg im wahrsten Sinne des Wortes beendet. Am 10. September startet sie neu durch: Als Grundschule Lammetal im sanierten Gebäude am Mühlenbusch.
Wie ein Damoklesschwert schwebt das Thema Umzug seit Jahren über der Schule. „Ich habe das Thema praktisch geerbt“, sagt Schulleiterin Anja Büscher. Schon ihre Vorgängerin Jutta Reichardt hatte sich intensiv mit der Zukunft der Schule auseinandersetzen müssen. Wird sie saniert, neu gebaut oder zieht sie in ein anderes bestehendes Gebäude um? Die Politik entschied sich nach unzähligen Debatten und Untersuchungen für den Umzug. Das Gebäude der Förderschule am Sothenberg soll künftig auch das Zuhause der Grundschule werden (diese Zeitung berichtete). Jetzt wird es tatsächlich ernst.
Vor rund einem Jahr schon stellte Anja Büscher die Steuerungsgruppe aus einigen Lehrern und Eltern zusammen, die seit dem alles rund um den Umzug regelt und klärt: von der Farbgestaltung der neuen Klassenzimmer, über die Schulwegplanung bis hin zum Umzug an sich. Im Lehrerzimmer hängen Pläne, die genau festlegen, wer was wann einpackt, wer wofür zuständig ist.
Auch für Hausmeister Guido Erdmann ist der Umzug ein wahrer Kraftakt. 500 Umzugskartons hat er besorgt und mit Hilfe einiger Schüler im Gebäude verteilt. Ein Großteil der Kisten steht bereits gepackt zur Abholung bereit. Mit Nummern und bunten Punkten ist jede einzelne markiert. „Die Farben stehen für die jeweilige Etage im neuen Gebäude, die Nummer für die Räume“, erläutert Erdmann. So findet hoffentlich jede Lehrerin auch ihre Sachen nach dem Umzug wieder.
Vor knapp zwei Wochen hat die Packerei begonnen. „Früher ging das nicht. Wir brauchten die Utensilien ja noch für den Unterricht“, erklärt Anja Büscher. Der Computerraum ist zum Beispiel erst vor wenigen Tagen abgestöpselt worden. Auch in den Klassenzimmern wird erst seit Kurzem ausgemistet. Denn dort wurde noch fleißig gepaukt, wurden Referate gehalten und Arbeiten geschrieben – immerhin waren die Schüler auf der Zielgeraden zu den Zeugnissen. Viele Kartons werden von den Lehrern an den ersten beiden Ferientagen gefüllt – wenn die Kinder raus sind aus dem Gebäude, das Schulleben ruht.
Zu den ersten Packern gehörte das Büchereiteam. Leiterin Nicole Rath, die als Mutter eines Drittklässlers die Schulbücherei unter ihren Fittichen hat, verpackte zusammen mit den Eltern Susi Lins und Henning Schmidt rund 1500 Bücher und Gesellschaftsspiele. Und Anfang September werden sie die in den neuen Räumen auch wieder in die Regale stellen.
Zwar wird ein Speditionsunternehmen im August alles an den Mühlenbusch verfrachten, was die Schule mitnehmen möchte. Doch fürs Auspacken sind dann wieder Lehrer, Eltern und sicher auch Schüler gefragt. „Bis zum 5. September soll alles fertig sein“, hat Anja Büscher das Ziel ausgegeben.
Wenn das Kollegium bei den sogenannten Präsenztagen am Ende der Ferien wieder zusammenkommt, soll es nicht mehr um den Umzug, sondern ums reguläre Schulleben gehen. Das wieder in ruhige Bahnen zu lenken, ist Anja Büscher eine Herzensangelegenheit. Vier Jahre hat sie die Schule geleitet, über lange Strecken durch eine stürmische Umbruchzeit. Im kommenden Februar verlässt sie die Schule – wenn am Sothenberg wieder Alltag eingekehrt ist.
Bis dahin ist noch viel zu tun. Doch alles sei im Zeitplan, freut sich die Chefin. Ein Akt werde sicherlich noch einmal der Abbau der großen Netzpyramide auf dem Schulhof. Denn die zieht natürlich mit um. Eine Fachfirma modernisiert das beliebte Spielgerät und montiert es dann auf dem neuen Schulhof. Johannes, Lukas, Paula und all die anderen Viertklässler werden allerdings nicht mehr darauf herumtoben. Sie werden dann an den weiterführenden Schulen lernen.
Am Mittwoch, 10. September, einen Tag vor Schulbeginn, können die Eltern die fertigen Unterrichtsräume von 9 bis 10.30 Uhr besichtigen. Die Klassenlehrerinnen werden vor Ort sein.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 26. Juli 2014