08. Januar 2014

Eine Zukunft für den Kaiserhof

In wenigen Tagen beginnt der Abriss des Saales / Einzug im Argentum ab Frühjahr 2015

Hoch­ran­gi­ge Poli­ti­ker haben hier zu Mit­tag geges­sen. Jetzt haben die Hand­wer­ker das Sagen.

Das klei­ne Wasch­be­cken mit dem Ver­merk „Stamm­gäs­te“ wird in Kür­ze herausgerissen.

Am benach­bar­ten Gäs­te­haus lie­gen die Arbei­ten in den letz­ten Zügen. Ende Febru­ar zieht dort das Job­cen­ter ein.

Bad Salz­det­furth (uli). Vom Charme der guten Jah­re des Kai­ser­ho­fes ist nichts mehr zu sehen. Einst haben dort Minis­ter­prä­si­den­ten und Minis­ter zu Mit­tag geges­sen, hat der Stadt­rat im gro­ßen Saal regel­mä­ßig sei­ne Sit­zun­gen abge­hal­ten, haben vie­le Ver­ei­ne der Stadt ihre Fes­te und Bäl­le gefei­ert. Der Kai­ser­hof war das ers­te Haus am Platz. Jetzt ist er ein Fall für Heer­scha­ren von Handwerkern.

 

Bür­ger­meis­ter Erich Scha­per und Land­rat Rei­ner Weg­ner gehen durch den düs­te­ren Saal. Die Decke ist her­aus­ge­ris­sen, Kabel ragen aus den Wän­den, Lam­pen sind abge­baut, von Tischen und Stüh­len fehlt jede Spur. „Hier stand die The­ke“, erin­nert sich Weg­ner und deu­tet mit den Hän­den in den hin­te­ren Bereich des Saals. Am ande­ren Ende hing frü­her die Lein­wand für die Kino­aben­de, weiß Bau­amts­lei­ter Hans-Joa­chim Kam­row­ski. Und über das Par­kett schweb­ten in den Jah­ren vie­le, vie­le Braut­paa­re beim Hochzeitstanz.

 

Das alles gehört längst der Ver­gan­gen­heit an. Am Frei­tag kommt der gro­ße Bag­ger. Dann beginnt der Abriss des Saals. Die Kreis­wohn­bau GmbH hat das rie­si­ge Anwe­sen samt benach­bar­tem Gäs­te­haus gekauft (die­se Zei­tung berich­te­te). Dort wo einst im Saal gefei­ert wur­de, ent­ste­hen in den kom­men­den zwölf Mona­ten 18 alten­ge­rech­te Woh­nun­gen, die bis­he­ri­gen Kel­ler­räu­me wer­den zur Tief­ga­ra­ge umge­baut. Der ASB wird mit einem Tages­pfle­ge­an­ge­bot in das vor­de­re, an der Ober­stra­ße gele­ge­ne Haus zie­hen, in dem Wirt Hans-Hein­rich Peters frü­her das Bier aus­ge­schenkt hat. Land­rat Weg­ner wünscht sich dort auch ein Café, in dem sich Bewoh­ner und Bür­ger tref­fen kön­nen. Kauf­mann nickt. „Die­se Anre­gung haben wir auch bereits an den ASB weitergegeben.“

 

Der ASB wird außer­dem die Woh­nung im Ober­ge­schoss des Gäs­te­hau­ses bezie­hen und von dort aus sei­ne mobi­le Pfle­ge orga­ni­sie­ren. Den Löwen­an­teil die­ses Hau­ses belegt aber das Jobcenter.

 

Mat­thi­as Kauf­mann führt Bür­ger­meis­ter, Land­rat und den Bau­amts­lei­ter durch das bereits sanier­te Gebäu­de. In den frü­he­ren Hotel­zim­mern sind hel­le, freund­li­che Büros jeweils mit Akten­raum ent­stan­den. 16 Mit­ar­bei­ter des Job­cen­ters wer­den dort auf ins­ge­samt 450 Qua­drat­me­tern in Kür­ze ihre Kli­en­ten bera­ten. „Am 28. Febru­ar wol­len wir das Gebäu­de den Mie­tern über­ge­ben“, sagt Kauf­mann. Ein biss­chen Gas müs­sen die Hand­wer­ker noch geben, doch alle Arbei­ten wür­den im Zeit­plan lie­gen. Rund 750 000 Euro hat die KWG in die Sanie­rung des Gäs­te­hau­ses gesteckt.

 

Im benach­bar­ten Kai­ser­hof wird erheb­lich mehr Geld flie­ßen müs­sen. Mit rund 3,2 Mil­lio­nen Euro sind die Kos­ten für die Sanie­rung des Gast­stät­ten­ge­bäu­des und den Neu­bau des Wohn­kom­ple­xes ver­an­schlagt. Doch bis die ers­ten Mie­ter ein­zie­hen, wird noch ein gutes Jahr vergehen.

 

Dabei ist in den ver­gan­ge­nen Wochen schon eini­ges in den Gebäu­den pas­siert. „Wir haben Geschirr, Möbel, Ein­rich­tungs­ge­gen­stän­de ver­kauft und gespen­det“, erzählt Kauf­mann. Ein Teil der Bet­ten aus dem Gäs­te­haus ist zum Bei­spiel ins Schul­land­heim nach Hohe­geiß gekom­men. Ein Par­ty­ser­vice hat sich mit Glä­sern, Tel­lern, Tas­sen und Besteck ein­ge­deckt. Nur die Kegel­bahn woll­te kei­ner haben. „Die muss­ten wir ent­sor­gen“, bedau­ert der KWG-Geschäftsführer.

 

In weni­gen Tagen soll der Abriss begin­nen. Der Saal wird voll­stän­dig dem Erd­bo­den gleich­ge­macht. Nur die Mau­er zum Rat­haus­park­platz bleibt ste­hen, ihre eins­ti­gen Fens­ter­be­rei­che sol­len wie­der geöff­net wer­den und den Blick auf einen drei­stö­cki­gen Neu­bau frei machen. Auf 1250 Qua­drat­me­tern wer­den 18 Woh­nun­gen alle­samt mit Bal­kon oder Ter­ras­se ein­ge­rich­tet, schil­dert Archi­tekt Hei­ko Kol­li­en. „40 Inter­es­sen­ten haben sich dafür bereits gemel­det“, sagt Kaufmann.

 

Für ihn ist das Objekt Kai­ser­hof eine Her­zens­an­ge­le­gen­heit. „Weil wir Wohn­raum schaf­fen, auf den demo­gra­fi­schen Wan­del reagie­ren und wir hel­fen, ein Bau­denk­mal zu erhal­ten“, erklärt er. Und des­halb wird auch der alte Kai­ser­hof-Schrift­zug auf alle Fäl­le erhal­ten blei­ben und an die lan­ge Geschich­te des Gebäu­des erinnern.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 08. Janu­ar 2014

Veröffentlicht unter 2014