Eine Zukunft für den Kaiserhof
In wenigen Tagen beginnt der Abriss des Saales / Einzug im Argentum ab Frühjahr 2015

Hochrangige Politiker haben hier zu Mittag gegessen. Jetzt haben die Handwerker das Sagen.

Das kleine Waschbecken mit dem Vermerk „Stammgäste“ wird in Kürze herausgerissen.

Am benachbarten Gästehaus liegen die Arbeiten in den letzten Zügen. Ende Februar zieht dort das Jobcenter ein.
Bad Salzdetfurth (uli). Vom Charme der guten Jahre des Kaiserhofes ist nichts mehr zu sehen. Einst haben dort Ministerpräsidenten und Minister zu Mittag gegessen, hat der Stadtrat im großen Saal regelmäßig seine Sitzungen abgehalten, haben viele Vereine der Stadt ihre Feste und Bälle gefeiert. Der Kaiserhof war das erste Haus am Platz. Jetzt ist er ein Fall für Heerscharen von Handwerkern.
Bürgermeister Erich Schaper und Landrat Reiner Wegner gehen durch den düsteren Saal. Die Decke ist herausgerissen, Kabel ragen aus den Wänden, Lampen sind abgebaut, von Tischen und Stühlen fehlt jede Spur. „Hier stand die Theke“, erinnert sich Wegner und deutet mit den Händen in den hinteren Bereich des Saals. Am anderen Ende hing früher die Leinwand für die Kinoabende, weiß Bauamtsleiter Hans-Joachim Kamrowski. Und über das Parkett schwebten in den Jahren viele, viele Brautpaare beim Hochzeitstanz.
Das alles gehört längst der Vergangenheit an. Am Freitag kommt der große Bagger. Dann beginnt der Abriss des Saals. Die Kreiswohnbau GmbH hat das riesige Anwesen samt benachbartem Gästehaus gekauft (diese Zeitung berichtete). Dort wo einst im Saal gefeiert wurde, entstehen in den kommenden zwölf Monaten 18 altengerechte Wohnungen, die bisherigen Kellerräume werden zur Tiefgarage umgebaut. Der ASB wird mit einem Tagespflegeangebot in das vordere, an der Oberstraße gelegene Haus ziehen, in dem Wirt Hans-Heinrich Peters früher das Bier ausgeschenkt hat. Landrat Wegner wünscht sich dort auch ein Café, in dem sich Bewohner und Bürger treffen können. Kaufmann nickt. „Diese Anregung haben wir auch bereits an den ASB weitergegeben.“
Der ASB wird außerdem die Wohnung im Obergeschoss des Gästehauses beziehen und von dort aus seine mobile Pflege organisieren. Den Löwenanteil dieses Hauses belegt aber das Jobcenter.
Matthias Kaufmann führt Bürgermeister, Landrat und den Bauamtsleiter durch das bereits sanierte Gebäude. In den früheren Hotelzimmern sind helle, freundliche Büros jeweils mit Aktenraum entstanden. 16 Mitarbeiter des Jobcenters werden dort auf insgesamt 450 Quadratmetern in Kürze ihre Klienten beraten. „Am 28. Februar wollen wir das Gebäude den Mietern übergeben“, sagt Kaufmann. Ein bisschen Gas müssen die Handwerker noch geben, doch alle Arbeiten würden im Zeitplan liegen. Rund 750 000 Euro hat die KWG in die Sanierung des Gästehauses gesteckt.
Im benachbarten Kaiserhof wird erheblich mehr Geld fließen müssen. Mit rund 3,2 Millionen Euro sind die Kosten für die Sanierung des Gaststättengebäudes und den Neubau des Wohnkomplexes veranschlagt. Doch bis die ersten Mieter einziehen, wird noch ein gutes Jahr vergehen.
Dabei ist in den vergangenen Wochen schon einiges in den Gebäuden passiert. „Wir haben Geschirr, Möbel, Einrichtungsgegenstände verkauft und gespendet“, erzählt Kaufmann. Ein Teil der Betten aus dem Gästehaus ist zum Beispiel ins Schullandheim nach Hohegeiß gekommen. Ein Partyservice hat sich mit Gläsern, Tellern, Tassen und Besteck eingedeckt. Nur die Kegelbahn wollte keiner haben. „Die mussten wir entsorgen“, bedauert der KWG-Geschäftsführer.
In wenigen Tagen soll der Abriss beginnen. Der Saal wird vollständig dem Erdboden gleichgemacht. Nur die Mauer zum Rathausparkplatz bleibt stehen, ihre einstigen Fensterbereiche sollen wieder geöffnet werden und den Blick auf einen dreistöckigen Neubau frei machen. Auf 1250 Quadratmetern werden 18 Wohnungen allesamt mit Balkon oder Terrasse eingerichtet, schildert Architekt Heiko Kollien. „40 Interessenten haben sich dafür bereits gemeldet“, sagt Kaufmann.
Für ihn ist das Objekt Kaiserhof eine Herzensangelegenheit. „Weil wir Wohnraum schaffen, auf den demografischen Wandel reagieren und wir helfen, ein Baudenkmal zu erhalten“, erklärt er. Und deshalb wird auch der alte Kaiserhof-Schriftzug auf alle Fälle erhalten bleiben und an die lange Geschichte des Gebäudes erinnern.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 08. Januar 2014