Ein Hof für Ignaz Zeppenfeldt
Von Christian Harborth.
Eine Mineralwasserfabrik stellt man sich eigentlich ganz anders vor. Jedenfalls nicht wie ein mondänes Gutshaus samt Hofanlage, auf der jeden Moment ein Adeliger hoch zu Ross um die Ecke biegen könnte. Doch genau eine solche Fabrik betreibt Johannes Lorenz um das Jahr 1910 herum im Haus Langer Hagen 21. Zwei kleine Schilder auf dem linken Pfeiler weisen sogar den Weg.
Die ältesten Bauteile der 1945 zerstörten Anlage stammten laut einer Inschrift aus dem Jahr 1663. Allerdings muss sich zu dieser Zeit bereits eine kleine Kemenate aus Backstein auf dem Areal befunden haben, die die Kriegszerstörungen überdauerte und derzeit von der Kreiswohnbau saniert wird. Sie dürfte auch regelmäßig von Ignaz Zeppenfeldt betreten worden sein, der hier rund 30 Jahre bis zu seinem Tod 1831 gewohnt hat. „Seine Familie war schon im 17. Jahrhundert nach Hildesheim gekommen und in die Dienste des Bischofs getreten“, sagt Sven Abromeit, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins. Der Name „Zeppenfeldtscher Hof“ erhielt sich bis zur Zerstörung der Anlage im Jahr 1945.
Zeppenfeldt, 1760 geboren, besuchte das Josephinum und die Studienanstalt der englischen Benediktiner in Lamspringe, im Anschluss studierte er in Göttingen Jura. 1796 berief ihn der letzte Hildesheimer Fürstbischof Franz Egon von Fürstenberg zum Archivar des Landesarchivs.
In den unruhigen Zeiten nach der Säkularisation nahm er Tätigkeiten als Jurist wahr, erst 1815 konnte er wieder das Amt des bischöflichen Archivars übernehmen. Zeppenfeldt ordnete die ihm anvertrauten Dokumente nicht nur, er wertete sie auch aus und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zur Hildesheimer Geschichte, insbesondere im Gerstenbergschen Sonntagsblatt. Schon 1808 war er in den Langen Hagen gezogen und lebte hier mit seiner Familie. Trotz wechselnder Eigentümer und unterschiedlicher Nutzungen – nach Mineralwasser-Fabrikant Lorenz gingen hier ein Tabakgroßhändler und ein Vulkanisierer ihren Geschäften nach – blieb der Name Zeppenfeldt bis 1945 mit der Hofanlage verbunden.
Der Lange Hagen, seit 1278 bezeugt, erinnert wie der Kurze Hagen an die hier früher wachsenden Hecken. Sie waren Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 29. April 2019