23. Januar 2019

Durch ein Loch in Hildesheims Stadtgeschichte abgetaucht

Sanierung der Kemenate samt Keller im Gange / Öffentliche Nutzung ist geplant

Es ist etwa 1,60 Meter hoch und nur durch ein Loch zu betre­ten: Ein Blick in das Ton­nen­ge­wöl­be zeigt, dass hier noch viel Arbeit auf die KWG wartet.

Von Kim­ber­ly Fiebig

Hil­des­heim. Über­all lie­gen Stei­ne auf dem Boden, die Decke ist nied­rig, der Raum ist eng und dun­kel: Unter der his­to­ri­schen Keme­na­te auf dem Are­al der Grund­schu­le Alter Markt ist die Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft (KWG) auf einen inak­ti­ven Kel­ler gesto­ßen, der jetzt saniert wer­den soll. Die rund 500 Jah­re alte Keme­na­te wur­de als eine Art Not­fall­un­ter­kunft genutzt, wes­halb davon aus­zu­ge­hen ist, dass der Kel­ler als Vor­rats­raum diente.

 

Wie bereits berich­tet, war die KWG vor eini­gen Wochen bei Pro­be­boh­run­gen auf den Kel­ler unter der Keme­na­te gesto­ßen, der seit 1963 als kom­plett zuge­schüt­tet galt. Jetzt beschloss die KWG, den tun­nel­ar­ti­gen Hohl­raum zu öff­nen. Mit dabei: Die städ­ti­sche Denk­mal­pfle­ge­rin Dr. Mai­ke Kozok.

 

Noch ist der Kel­ler nur durch ein Loch zu betre­ten. FOTOS: CHRIS GOSSMANN

Eigent­lich war der Kel­ler­zu­gang auf der ande­ren Sei­te“, erklärt die Exper­tin. Vor der eins­ti­gen Ein­gangs­tür ste­hen heu­te Gara­gen. „Das Gelän­de rings um das his­to­ri­sche Gebäu­de lag auch mal tie­fer“, erklärt Kozok. „Es war unge­fähr auf der Höhe des Alten Mark­tes.“ Das kön­ne man an der Posi­ti­on der Fens­ter und Lüf­tungs­öff­nun­gen erken­nen. Die­se las­sen auch dar­auf schlie­ßen, dass das Gebäu­de in der Renais­sance ent­stand. „Es ist auf kei­nen Fall mit­tel­al­ter­lich“, meint Kozok. Das Beson­de­re an dem Kel­ler ist außer­dem, dass er kom­plett aus Back­stein besteht. Nor­ma­ler­wei­se wur­den sol­che Bau­ten aus Kalk- oder Sand­stein gemacht – wie die Keme­na­te dar­über. Bis in die 50er-Jah­re stand auf der Keme­na­te noch ein Fachwerkhaus.

 

Die KWG plant zunächst eine Säu­be­rung des etwa 1,60 Meter hohen Kel­ler­rau­mes und der Keme­na­te. Der Kel­ler soll mit einer Trep­pe zugäng­lich gemacht, die pro­vi­so­ri­sche Öff­nung der Mau­er ver­grö­ßert und mit einer Tür ver­se­hen wer­den. Das Loch muss dafür natür­lich zu einer Tür umge­baut wer­den. Da der Fuß­bo­den in der Keme­na­te nicht in Waa­ge ist, berät die KWG noch, ob der Boden ange­gli­chen wer­den soll oder nicht. Die Keme­na­te selbst bekommt eine Holz­tür als Zugang anstel­le der vor­han­de­nen Tür, die mal ein Fens­ter gewe­sen sein soll. Zuge­mau­er­te Fens­ter wer­den wie­der frei­ge­legt und nach his­to­ri­schem Vor­bild ersetzt. Außer­dem sind Nist­mög­lich­kei­ten für Sper­lin­ge geplant.

 

Der Dach­bo­den ist auch für Fle­der­mäu­se zugäng­lich“, erzählt Archi­tekt Hen­ning Him­stedt. Er rech­net damit, dass die Sanie­rung Ende April abge­schlos­sen ist. „Die Gesamt­kos­ten lie­gen bei 120 000 Euro“, sagt Mat­thi­as Kauf­mann, Geschäfts­füh­rer der KWG. Davon über­nimmt die Stadt aber 75 Prozent.

 

Was genau aus der Keme­na­te samt Kel­ler wer­den soll, woll­te Kauf­mann jedoch noch nicht ver­ra­ten. „Nur so viel: Die Öffent­lich­keit soll einen Zugang nach Ver­ab­re­dung haben“, erklärt Kauf­mann, „wir wol­len die Räu­me der Stadt­füh­rung zur Ver­fü­gung stel­len.“ Außer­dem ste­he eine Woh­nung angren­zend an das his­to­ri­sche Gebäu­de leer, was eine gemein­sa­me Nut­zung nicht ausschließe.

 

Ent­de­cken Sie den Kel­ler der Keme­na­te in einem 360-Grad-Bild auf www.hildesheimer-allgemeine.de.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 23. Janu­ar 2019

Veröffentlicht unter 2019