Bald Platz für drei Ärzte im Ort
Die Kreiswohnbaugesellschaft baut in Schellerten ein Argentum mit einem Medizinischen Versorgungszentrum
Von Andrea Hempen
Schellerten. Im Zentrum Schellertens wird die Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) ein Argentum, eine Seniorenwohnanlage, mit Gemeinschaftspraxis und Apotheke bauen. Das gab Gemeindebürgermeister Axel Witte am Montag in der Sitzung des Gemeinderates bekannt. „Das ist unsere Antwort auf den Landarztschwund“, sagte Witte.
Am Montag unterzeichnete Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der kwg, den Kaufvertrag für das 3000 Quadratmeter große Grundstück direkt an der Bundesstraße. Das Gelände hatte Kaufmann schon länger im Blick, schließlich ist es die einzige unbebaute große Fläche mitten im Ort. Nun muss zunächst der Bebauungsplan aufgestellt werden. Kaufmann rechnet mit einem Baubeginn im Jahr 2021. Geplant ist, zur Straße hin das Ärztehaus und die Apotheke zu errichten. Dahinter wird ein dreigeschossiger Bau 18 Wohnungen beherbergen. 15 Zweizimmer- Appartements und drei Dreizimmerwohnungen.
Ein ähnliches Projekt realisierte die Kreiswohnbaugesellschaft bereits in Elze. Dort wurde das Medizinische Versorungszentrum allerdings in Kooperation mit dem Helios Klinikum eingerichtet. Neben der hausärztlichen Sparte werden die Patienten auch in den Fachrichtungen Gynäkologie und Kardiologie versorgt. „Das ist eine wunderbare Ergänzung zum Argentum“, sagt Kaufmann. Und das soll es auch für Schellerten werden.
Das Medizinische Versorgungszentrum Schellerten soll Platz für drei Ärzte bieten. „Es gibt mehrere Interessenten, mit denen wir im Gespräch sind“, erklärt Kaufmann. Für Bürgermeister Witte geht mit dem Projekt ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung. Nachdem 2015 der Arzt in Ottbergen seine Praxis aus Altersgründen aufgab, sorgte sich Witte um die ärztliche Versorgung auf dem Land. Nun passe alles zusammen. Nicht nur, dass die Bewohner der einzelnen Ortschaften mit dem Anruflinientaxi zum Rosa-Tarif nach Schellerten gelangen können. Ganz in der Nähe des Argentums soll zudem der Haltepunkt der Deutschen Bahn auf der Strecke Braunschweig-Hildesheim eingerichtet werden.
Seit 2012 investiert die kwg verstärkt in barrierefreie und energetisch optimierte Service-Wohnanlagen im Landkreis Hildesheim. In Sarstedt, Elze, Algermissen und Bad Salzdetfurth werden bereits Argentum-Häuser betrieben. Aktuell wird im Holler Ortskern gebaut. Die Besonderheit an dem Standort ist, dass historische Fassadenteile, wie schon zuvor in Bad Salzdetfurth, einbezogen und damit erhalten bleiben. Darauf muss der Bauherr in Schellerten keine Rücksicht nehmen, denn das Gelände ist frei für einen Neubau.
KOMMENTAR
Von Andrea Hempen
Richtige Richtung
Mit dem Medizinischen Versorgungszentrum steuert die Gemeinde Schellerten mit Hilfe der kwg in die richtige Richtung, um die ärztliche Versorgung auf dem Land langfristig zu sichern. Erst kürzlich zeigte sich in Dinklar, wie schwer es ist, eine funktionierende Dorfpraxis zu übergeben. Der Mediziner Ulrich Meinicke suchte zwei Jahre lang nach einem Nachfolger. Kurz bevor er aufgeben wollte, hatte er noch Erfolg. Es dürfte für junge Mediziner attraktiver sein, im Team eine Praxis zu führen, sich im besten Fall die Arbeit im Büro ebenso wie die Notdienste zu teilen. Und für die Einwohner ist es ein hohes Gut, sich medizinisch versorgt zu wissen.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 18. Dezember 2019