340 Kubikmeter Beton: Nun hat die Tiefgarage am Kipphut ein Dach
Eine logistische Herausforderung – an nur einem Tag muss die Betonage abgeschlossen sein
Von Kathi Flau
Sarstedt. „Betonage“ heißt das, was am Freitag von morgens um 7 Uhr bis zum späten Nachmittag die Bauarbeiter beschäftigte, die dort ein neues, achtstöckiges Wohngebäude hochziehen. Heißt: An einem einzigen Tag fließen 340 Kubikmeter Beton auf den dafür vorbereiteten, 930 Quadratmeter umfassenden Boden, der einmal die Decke der Tiefgarage und der Grund des Hauses sein wird.
„Da muss alles zusammenlaufen“, sagt Architekt Matthias Kaufmann, der für die Hildesheimer Kreiswohnbaugesellschaft (kwg) den Fortgang des Bauprojekts koordiniert. „In der Decke sind 15 Tonnen Stahl verbaut, da muss alles korrekt und abgenommen sein, bevor wir mit dem Beton kommen können.“
Der läuft aus den Betonmischern durch einen hoch aufgehängten, überdimensionalen Schlauch, den die Arbeiter so über die Metallschiebe leiten, dass sich das Gemisch gleichmäßig über die Stahlstäbe ergießt. „Ganz schwere körperliche Arbeit“, sagt Kaufmann anerkennend. „Wer das einen ganzen Tag lang macht, der weiß abends, warum ihm alle Muskeln weh tun.“
Kalt werden kann den Bauarbeitern so schnell nicht. Vom Wind, der Kälte, vom immer wieder einsetzenden Regen merken sie offenbar nichts. „Nee“, sagt nun auch Betonbauerpolier Bernd Dowe, der ja ebenfalls den ganzen Tag auf der Baustelle zubringt, „ganz im Gegenteil, das ist für die Betonage ein super Wetter.“
Schließlich entwickle das Material beim Abbinden jede Menge Wärme. „Das kommt nicht so sehr zum Tragen, wenn wir kaum Plusgrade haben“, sagt Dowe. Dass der Tag der Betonage ein besonderer Tag in diesem Bauvorhaben ist, darüber sind sich Architekt und Polier einig: „Da gibt es wirklich viel zu koordinieren“, sagt Kaufmann. „Das ist toll, aber das ist auch Stress.“
Der Lohn für die Mühe ist immerhin ein bislang eingehaltener Zeitplan – für ein so großes und teures Bauvorhaben nicht unbedingt selbstverständlich, wie Kaufmann sagt. „Das Ganze kostet 7,5 Millionen, da hofft man dann schon, dass alles rechtzeitig klappt.“
85 Tonnen Stahl sind in dem Gebäude – so, wie es jetzt steht – bislang verbaut worden, 15 davon allein in der Decke der Tiefgarage.
Wenn das Hochhaus dann tatsächlich planmäßig im April 2021 fertig sein sollte, dann werden hier 22 Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern entstanden sein, dazu eine Kinderkrippe im Erdgeschoss mit zwei Gruppen für jeweils 15 Mädchen und Jungen im Alter bis zu drei Jahren. Darüber, im ersten Obergeschoss, wird eine Senioren-Wohngruppe mit zehn Appartements entstehen. Diese beiden Einrichtungen werden die Johanniter betreiben – der Rest der Fläche wird mit Wohnraum bebaut, der dann an private Mieter geht.
„Eine schöne Mischung aus Jung und Alt“, hatte Klaus Bruer, der Aufsichtsratsvorsitzende der kwg das Konzept genannt, für dessen planerischen Entwurf das Hildesheimer Architekturbüro Hirsch verantwortlich zeichnet.
Und nun ist auf dem Weg zur Umsetzung wieder ein entscheidendes Stück geschafft, meint Architekt Kaufmann. Angesichts der derzeitigen „Vollbelegung der Stadt“, wie Bürgermeisterin Heike Brennecke die Wohnraumsituation in Sarstedt noch im vergangenen Oktober beschrieb, könne man froh sein, wenn sich der Markt durch so einen Neubau zumindet etwas entspanne.
Laut Angaben der Stadtverwaltung kommen derzeit in Sarstedt auf ein Mietangebot im Schnitt etwa 90 Interessenten.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung (Sarstedter Anzeiger), 14. Dezember 2019