Kreiswohnbau-Chef Kaufmann will noch mindestens bis 2023 bauen
Aufsichtsrat verlängert nach einem erfolgreichen Geschäftsbericht den Geschäftsführer-Vertrag vorzeitig
Von Marita Zimmerhof
HILDESHEIM. Es gab Zeiten, da wurden kommunale Baugesellschaft aufgelöst, weil man meinte, der Wohnungsbestand im Lande sei ausreichend. Nun hätten diese Kommunen Probleme, Strukturen für „serielles Bauen“ neu aufzubauen, sagt Matthias Kaufmann. Die Kreiswohnbau blieb unangetastet – und dort hat der Geschäftsführer gerade alle Hände voll zu tun. In der Kaiserstraße entsteht für fünf Millionen Euro Investitionskosten die neue Firmenzentrale im ehemaligen Kreishaus. Am 14. Juli soll Richtfest gefeiert werden, im März 2017 sollen die Möbelpacker zum Umzug kommen.
Damit nicht genug: In der Elzer Hauptstraße setzt die KWB ihr „Argentum“- Konzept fort und baut für sechs Millionen Euro 19 Wohnungen gehobener Ausstattung, die behinderten- und seniorengerecht sind. Anfang 2018 sollen sie bezugsfertig sein. In Algermissen entstehen für vier Millionen Euro 16 neue Wohnungen mit ähnlicher Zielrichtung auf dem Gelände des Landhandels Wirries. Hier sollen im Herbst 2018 die ersten Mieter kommen. Und schließlich will die KWB am Sonnenkamp in Sarstedt bis Herbst 2018 für vier Millionen Euro elf Reihenhäuser errichten. Bereits abgeschlossen sind der Kaiserhof in Bad Salzdetfurth und die Feuerwache Mehle, der Baubetriebshof in Sarstedt soll im Juli fertig werden, der Umbau der Freiherr-vom-Stein-Schule in Hildesheim für die Bedürfnisse der Volkshochschule ist in Vorbereitung.
All dieses zeigt: Die Kasse der Baugesellschaft ist gut gefüllt, der Bedarf an neuem Wohnraum ist da. Jährlich wüchse Niedersachsen derzeit um 100 000 Menschen, die Hälfte bleibe dauerhaft – und die brauchten 20 000 Wohnungen. Hinzu komme, dass die Ansprüche an Wohnen gerade im Alter im Umbruch sind. Viele möchten lieber die kleine Wohnung mit Betreuung als ein Zimmer im Heim.
Günstiges Geld beflügelt derzeit die Bauwirtschaft. Was dazu geführt habe, dass die Baukosten in den vergangenen fünf Jahren 50 Prozent stärker gestiegen seien als der Verbraucherindex. Auch würden gesetzliche Auflagen immer einengender. Die KWG hat ihren Wohnungsbestand durchforstet, sich von unrentablen Objekten getrennt. Nun verwaltet sie 4131 Wohnungen (plus 420 fremde), 700 Garagen, 35 gewerbliche Objekte vom Kiosk bis zur Schule. Bei einer Durchschnittsmiete von rund fünf Euro ist die Kalkulation im Landesvergleich günstig.
Bei einer Bilanzsumme von 136 und einem Umsatz von 23,8 Millionen Euro blieb ein Überschuss von 2,7 Millionen Euro (davon 600 000 Euro Verkaufserlöse), von denen zwei Millionen zur Bauerneuerung in die Rücklage fließen. 268 000 Euro werden an die Gesellschafter als Vier-Prozent-Rendite ausgeschüttet. Aufsichtsratsvorsitzender Klaus Bruer lobte die Arbeit von Kaufmann – und zerstreute Gerüchte, Kaufmann wolle die KWG verlassen. Im Gegenteil: Sein Vertrag wurde gerade vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Bis Ende 2023 kann der 52- Jährige also auf jeden Fall weiter planen und bauen. Von jedem eingenommenen Euro fließen 40 Cent in den Bestand. Pro Quadratmeter sind das 25 Cent für den langfristigen Werterhalt.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 25. Juni 2016