06. Juni 2013

Werbung mit Charlitas Zimmer

„Wann ziehst du ein?“ Hildesheim Marketing lässt Zimmer von Familien auf Plätzen aufbauen

Hil­des­heim (cha). Ihr Bett, ihr Schreib­tisch, ihr Schrank, ihre Pup­pen­stu­be. Die sechs­jäh­ri­ge Char­li­ta strahlt von einem Ohr zum ande­ren. Fast ihr kom­plet­tes Kin­der­zim­mer steht mit­ten auf dem Platz vor der Michae­lis­kir­che. „Das ist toll“, sagt sie ges­tern auf dem neu­en Pflas­ter des Welt­erbe­ban­des, wäh­rend sie wie­der und wie­der in die Kame­ra von Vol­ker Hanusch­ke lacht. Der Foto­graf hält die unge­wöhn­li­che Sze­ne, die sich dort am Fuße der Kir­che abspielt, mit sei­nem Arbeits­ge­rät fest.

 

Mit dem Ergeb­nis wol­len Hil­des­heim Mar­ke­ting und die Hil­des­hei­mer Bau­ge­sell­schaf­ten ab Herbst in der Regi­on Han­no­ver für Hil­des­heim wer­ben. Unter dem Mot­to „Wann ziehst du ein?“ wol­len sie Men­schen aus der Lan­des­haupt­stadt und dem han­no­ver­schen Umland auf die Lebens­qua­li­tät in Hil­des­heim auf­merk­sam machen. Die Kam­pa­gne, die ab Sep­tem­ber mit Pla­ka­ten und Zei­tungs­an­non­cen gestar­tet wird, ist das größ­te Pro­jekt des neu­en The­men­jah­res „Leben in Bewe­gung“. Sie soll rund 60 000 Euro kosten.

 

Bei Hil­des­heim Mar­ke­ting bemüht man sich, kei­nen Zusam­men­hang zwi­schen dem gera­de erlit­te­nen Ver­lust des Groß­stadt­sta­tus und der Kam­pa­gne zu kon­stru­ie­ren. „Wir hof­fen schon, dass sie in Han­no­ver wahr­ge­nom­men wird“, sagt Hil­des­heim-Mar­ke­ting-Geschäfts­füh­rer Lothar Mey­er-Mer­tel. „Aber es soll kei­ne aggres­si­ve Gue­ril­la-Kam­pa­gne werden.“

 

 

Ein Bett vor St. Micha­el. Was macht Char­li­tas Kin­der­zim­mer plötz­lich auf dem Platz vor der Michae­lis­kir­che? Die Ant­wort ist ein­fach: Hil­des­heim Mar­ke­ting lässt Hil­des­hei­mer Fami­li­en auf bekann­ten Plät­zen foto­gra­fie­ren und fil­men. Mit dem Ergeb­nis wol­len die Mar­ke­ting-Exper­ten ab Herbst im Groß­raum Han­no­ver für Hil­des­heim wer­ben. Foto: Moras

Trotz­dem haben sich sei­ne Pro­jekt­lei­te­rin Anke Pers­son und die drei betei­lig­ten Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten gbg, Kreis­wohn­bau und Beam­ten­woh­nungs­ver­ein eini­ges ein­fal­len las­sen, um jede Men­ge Auf­merk­sam­keit zu erzeu­gen. Das Foto­shoo­ting mit Char­li­ta, ihrem drei­jäh­ri­gen Bru­der Gian­lu­ca, Mut­ter Kath­rin und Vater Mila­no Wer­ner ist ges­tern Nach­mit­tag der Auf­takt für eine gan­ze Rei­he ähn­li­cher Aktio­nen. Am heu­ti­gen Don­ners­tag prä­sen­tiert sich eine Fami­lie samt Wohn­zim­mer ab 15 Uhr auf dem Markt­platz. Eine gute Stu­be in Hil­des­heims guter Stu­be sozu­sa­gen. Am Frei­tag foto­gra­fiert Hanusch­ke zwei Stu­den­tin­nen auf dem Platz vor dem Stadt­thea­ter. Die bei­den las­sen ihr Schlaf­zim­mer in einem gbg-Wohn­heim für die städ­ti­sche Wer­bung ab- und gegen 17 Uhr am Thea­ter wie­der auf­bau­en. Und am Mitt­woch, 12. Juni, wird ab 15 Uhr ein pri­va­tes Bade­zim­mer auf dem Gelän­de der Jowie­se auf­ge­baut. Zuschau­er sind jedes Mal gern gese­hen. Auf die Pla­ka­te und Post­kar­ten kom­men aller­dings nur die Fami­li­en, die im Vor­feld aus­ge­wählt wur­den. Dabei muss­ten die Betei­lig­ten mit­un­ter cle­ver vor­ge­hen. Jeman­den zu fin­den, der sein Schlaf­zim­mer „opfert“, sei etwa schwer gewe­sen, heißt es von gbg- Spre­cher Frank Satow. Erst eine Face­book-Anfra­ge führ­te zum Erfolg.

 

Hier spielt Char­li­ta noch mit Bru­der Gian­lu­ca, Mut­ter Kath­rin und Vater Mila­no Wer­ner daheim im Ein­fa­mi­li­en­haus in Itzum.

Aber wie ist es für eine Fami­lie, einen Teil des Pri­vat­le­bens auf einem öffent­li­chen Platz aus­zu­brei­ten. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass unser Schlaf­zim­mer nicht in Fra­ge kommt“, erzählt Mila­no Wer­ner, der auch Mit­ar­bei­ter der Kreis­wohn­bau ist. Sei­ne Toch­ter Char­li­ta war zunächst etwas skep­tisch. „Sie dach­te, dass ihr Zim­mer am Ende weg ist“, sagt der 34-Jäh­ri­ge. Dass dies nicht so ist, dafür sorgt ges­tern eine beauf­trag­te Spe­di­ti­on. Mit­ar­bei­ter bau­en bei Wer­ners in Itz­um alles ab – und am Ende des Tages auch wie­der auf.

 

Die bei­den Fami­li­en-Kat­zen Pino und Loui, die ihnen beim Abbau um die Bei­ne strei­chen, müs­sen aber zu Hau­se blei­ben. Sie sind schließ­lich kei­ne Kinderzimmer-Katzen.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 06. Juni 2013

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