10. Juli 2015

Silver Ager sind für die KWB Gold wert

Argentum: Kreiswohnbau plant in Elze und Harsum weitere barrierefreie Service-Wohnungen für Ältere

von Mari­ta Zimmerhof

Kreis Hil­des­heim. Vor­aus­schau­end hat sich die Kreis­wohn­bau (KWB) die Namens­rech­te für ihre Mar­ke Argen­tum sichern las­sen. Denn die Idee, für die „Sil­ver-Gene­ra­ti­on“ bar­rie­re­freie und modern aus­ge­stat­te­te Ser­vice-Wohn­an­la­gen anzu­bie­ten, hat sich als gold­rich­tig erwie­sen. Die bis­lang errich­te­ten Wohn­an­la­gen in Sar­stedt mit 24 und 23 und in Bad Salz­det­furth mit 19 Wohn­ein­hei­ten haben zügig Mie­ter und Käu­fer gefun­den. Nun plant Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann, das Kon­zept wei­ter auszubauen.

 

Auch Har­sum und Elze wür­den sich nach sei­ner Ein­schät­zung als Stand­ort für ein Argen­tum eig­nen. Hil­des­heim und Sar­stedt mit einer dann bereits drit­ten Anla­gen sei­en eben­falls „gut denk­bar“. Jedes Pro­jekt müss­te um die 20 Plät­ze bie­ten, schon allein, damit sich sozia­le Dienst­leis­tun­gen rech­nen. Der Miet­preis läge bei etwa 8 Euro pro Qua­drat­me­ter. Inter­es­sen­ten kön­nen zwi­schen Zwei- und Drei-Zim­mer-Woh­nun­gen wäh­len. Alle bie­ten eine geho­be­ne Aus­stat­tung mit fest inte­grier­tem Haus­not­ruf­sys­tem und hohem Sicher­heits­stan­dard, sind bar­rie­re­frei und lie­gen zudem gut ange­bun­den in zen­tra­ler Lage. In Sar­stedt erfül­len die Argen­tum-Anla­gen Am Ried und in der Lie­gnit­zer Stra­ße die­se Ansprü­che, in Bad Salz­det­furth ist es der Kaiserhof.

 

Dass Kauf­mann über­haupt so hoch­flie­gen­de Plä­ne schmie­den kann, liegt nicht nur an der Nied­rig­zins­pha­se, son­dern auch am guten Jah­res­ab­schluss. Die Bilanz­sum­me stieg 2014 um vier auf 138 Mil­lio­nen Euro, der Jah­res­über­schuss klet­ter­te um 122 000 Euro auf mehr als 1,3 Mil­lio­nen. Eine Mil­li­on Euro aus dem Bilanz­ge­winn wer­den in Bau- Erneue­rungs­rück­la­gen gesteckt, sagt der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de, Klaus Bruer, 265 000 Euro sol­len als vier­pro­zen­ti­ge Divi­den­de an die Gesell­schaf­ter aus­ge­schüt­tet wer­den. Hin­ter der GmbH steht mit 58 Pro­zent der Land­kreis, 42 Pro­zent tei­len sich in ver­schie­de­nen Antei­len die Kom­mu­nen im Kreis – nur Hil­des­heim ist als Ein­zi­ge nicht vertreten.

 

Aktu­ell bie­tet die KWB in Stadt und Kreis 4200 Miet­woh­nun­gen für geschätzt 12 500 Bür­ger an. Noch ein­mal die glei­che Zahl hat sie im Lau­fe ihres 66-jäh­ri­gen Bestehens gebaut und ver­kauft. Die meis­ten Woh­nun­gen lie­gen in Sar­stedt (1113), gefolgt von Hil­des­heim (572), Alfeld (502) und Bad Salz­det­furth (496).

 

Gera­de Sar­stedt ist durch die Nähe zu Han­no­ver für die Woh­nungs­wirt­schaft ein attrak­ti­ves Pflas­ter: Mit einer Durch­schnitts­mie­te von 5,05 Euro pro Qua­drat­me­ter sei Woh­nen hier sogar leicht teu­rer als in Hil­des­heim (5,01 Euro), für Nord­stem­men, Schel­ler­ten, Söhl­de liegt der Mit­tel­wert bei 4,98 Euro. Bocke­nem, Bad Salz­det­furth, Diek­hol­zen kom­men auf 4,74 Euro, der Raum Alfeld mit Gro­nau, Elze, Lam­sprin­ge hat laut KWB aktu­ell eine Durch­schnitts­mie­te von 4,61 Euro pro Quadratmeter.

 

Wäh­rend in Bal­lungs­zen­tren Wohn­raum längst zum heiß­um­kämpf­ten Luxus­gut gewor­den ist, sind die Markt­prei­se hier noch ziem­lich zivil und stei­gen nur „mode­rat“ um etwa 1,8 Pro­zent. Aller­dings gebe es ein Nord-Süd-Gefäl­le: In Tei­len des Süd­krei­ses wür­den Woh­nun­gen nach dem Ange­bot- und Nach­fra­ge- Prin­zip sogar bil­li­ger. Einen Neu­bau­be­darf sieht Kauf­mann den­noch – obwohl 2000 Woh­nun­gen leer ste­hen. Es gebe eben Woh­nun­gen, die nach heu­ti­gen Ansprü­chen nicht mehr zu ver­mie­ten sei­en, meint der KWB-Chef. Sei­nem Unter­neh­men bescher­te der sta­bi­le Markt im ver­gan­ge­nen Jahr Ein­nah­men von 21,7 Mil­lio­nen Euro, davon 85 Pro­zent aus Miet­ein­nah­men. Bei gera­de ein­mal 112 Leer­stän­den (das sind 2,8 Pro­zent des Bestan­des) mel­det die KWB damit „Voll­ver­mie­tung“. Leer­stän­de ergä­ben sich meist nur beim Mie­ter­wech­sel, da die Zeit bis zur Neu­ver­mie­tung gern zum Reno­vie­ren genutzt wer­de. Danach aller­dings sind die Woh­nun­gen wegen der „Wert­erhö­hung“ im Schnitt zehn Pro­zent teu­rer als davor.

 

Von jedem ein­ge­nom­me­nen Euro steckt die KWB 50 Cent in die Bestands­pfle­ge, macht umge­rech­net 30 Euro pro Jahr und Qua­drat­me­ter. Ins­ge­samt inves­tier­te die KWB 18 Mil­lio­nen Euro, davon 15,5 Mil­lio­nen in Miet­raum. 885 000 Euro (165 000 Euro weni­ger als im Jahr 2013) muss­te die Gesell­schaft hin­ge­gen abschrei­ben, weil Mie­ter ihre Rech­nun­gen nicht gezahlt haben. Lagen vor ein paar Jah­ren die Schwer­punk­te noch auf Moder­ni­sie­rung und ener­ge­ti­scher Sanie­rung, gewinnt heu­te der bar­rie­re­freie Umbau immer mehr Bedeu­tung. Bis­lang sind 400 KWB-Woh­nun­gen bar­rie­re­frei, das ist knapp jede zehn­te. Bis 2020 soll es jede fünf­te sein, denn die­sen Kom­fort wüss­ten Mie­ter jeden Alters zu schät­zen. Der aktu­el­le Geschäfts­be­richt macht für Bruer deut­lich, dass die Zusam­men­füh­rung der Wohn­bau­ge­sell­schaf­ten Alfeld und Hil­des­heim zum Janu­ar 2008 rich­tig gewe­sen sei.

 

Damals wur­de die Fusi­on äußerst kon­tro­vers dis­ku­tiert, Bruer selbst gehör­te zu den Skep­ti­kern. Durch­ge­setzt habe sich die „Frak­ti­on der Ver­nünf­ti­gen“ – mit dem Ergeb­nis, dass die KWB heu­te zukunfts­fä­hig sei. Mit dem Erreich­ten sei er „sehr, sehr zufrieden“.

 

KWB will ins Kreishaus ziehen

Hil­des­heim. Die Kreis­wohn­bau (KWB) baut nicht nur für ande­re das neue Zuhau­se, sie wer­kelt gera­de auch an einer neu­en Fir­men­zen­tra­le für das eige­ne Unter­neh­men: In der ehe­ma­li­gen Kreis­ver­wal­tung an der Kai­ser­stra­ße, nur einen Stein­wurf vom heu­ti­gen Stand­ort in der Kai­ser­stra­ße 21 ent­fernt, möch­te Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann „Ende 2016“ in neue Räu­me einziehen.

 

Dafür ist aller­dings noch eine Men­ge zu tun. Denn die büro­taug­li­chen Eta­gen dar­un­ter hat das Job­cen­ter gemie­tet, die Räu­me im Dach­ge­schoss aber sind so nied­rig, dass sie bis­lang noch nicht als Arbeits­stät­te geeig­net sind. Bau­ar­bei­ter wer­den also den gesam­ten Dach­stuhl anhe­ben und auf­sto­cken müssen.

 

Das Gebäu­de hat­te die Kreis­wohn­bau vor fünf Jah­ren gekauft. Nach einem Umzug steigt die Büro­flä­che zwar nur gering­fü­gig von heu­te 550 auf 600 Qua­drat­me­ter. Der ent­schei­den­de Vor­teil für Kauf­mann aber ist, dass dann sämt­li­che Büros und Sit­zungs­räu­me auf einer Ebe­ne lie­gen. Das ist im alten Domi­zil nicht der Fall: Trep­pen­stei­gen gehört hier zum All­tag der 40 Beschäftigten.

 

Was nach dem Aus­zug der KWB aus dem alten Fir­men­sitz wer­den soll, ist heu­te noch offen. Bau­tech­nisch sei das Haus in einem guten Zustand, ver­si­chert Kauf­mann. Der­zeit gibt es her noch pri­va­te Woh­nun­gen und ein Nota­ri­at. Ob sich der teu­re Ein­bau eines Fahr­stuhls lohnt, ist aller­dings fraglich.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 10. Juli 2015

Veröffentlicht unter 2015