Silver Ager sind für die KWB Gold wert
Argentum: Kreiswohnbau plant in Elze und Harsum weitere barrierefreie Service-Wohnungen für Ältere
von Marita Zimmerhof
Kreis Hildesheim. Vorausschauend hat sich die Kreiswohnbau (KWB) die Namensrechte für ihre Marke Argentum sichern lassen. Denn die Idee, für die „Silver-Generation“ barrierefreie und modern ausgestattete Service-Wohnanlagen anzubieten, hat sich als goldrichtig erwiesen. Die bislang errichteten Wohnanlagen in Sarstedt mit 24 und 23 und in Bad Salzdetfurth mit 19 Wohneinheiten haben zügig Mieter und Käufer gefunden. Nun plant Geschäftsführer Matthias Kaufmann, das Konzept weiter auszubauen.
Auch Harsum und Elze würden sich nach seiner Einschätzung als Standort für ein Argentum eignen. Hildesheim und Sarstedt mit einer dann bereits dritten Anlagen seien ebenfalls „gut denkbar“. Jedes Projekt müsste um die 20 Plätze bieten, schon allein, damit sich soziale Dienstleistungen rechnen. Der Mietpreis läge bei etwa 8 Euro pro Quadratmeter. Interessenten können zwischen Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen wählen. Alle bieten eine gehobene Ausstattung mit fest integriertem Hausnotrufsystem und hohem Sicherheitsstandard, sind barrierefrei und liegen zudem gut angebunden in zentraler Lage. In Sarstedt erfüllen die Argentum-Anlagen Am Ried und in der Liegnitzer Straße diese Ansprüche, in Bad Salzdetfurth ist es der Kaiserhof.
Dass Kaufmann überhaupt so hochfliegende Pläne schmieden kann, liegt nicht nur an der Niedrigzinsphase, sondern auch am guten Jahresabschluss. Die Bilanzsumme stieg 2014 um vier auf 138 Millionen Euro, der Jahresüberschuss kletterte um 122 000 Euro auf mehr als 1,3 Millionen. Eine Million Euro aus dem Bilanzgewinn werden in Bau- Erneuerungsrücklagen gesteckt, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende, Klaus Bruer, 265 000 Euro sollen als vierprozentige Dividende an die Gesellschafter ausgeschüttet werden. Hinter der GmbH steht mit 58 Prozent der Landkreis, 42 Prozent teilen sich in verschiedenen Anteilen die Kommunen im Kreis – nur Hildesheim ist als Einzige nicht vertreten.
Aktuell bietet die KWB in Stadt und Kreis 4200 Mietwohnungen für geschätzt 12 500 Bürger an. Noch einmal die gleiche Zahl hat sie im Laufe ihres 66-jährigen Bestehens gebaut und verkauft. Die meisten Wohnungen liegen in Sarstedt (1113), gefolgt von Hildesheim (572), Alfeld (502) und Bad Salzdetfurth (496).
Gerade Sarstedt ist durch die Nähe zu Hannover für die Wohnungswirtschaft ein attraktives Pflaster: Mit einer Durchschnittsmiete von 5,05 Euro pro Quadratmeter sei Wohnen hier sogar leicht teurer als in Hildesheim (5,01 Euro), für Nordstemmen, Schellerten, Söhlde liegt der Mittelwert bei 4,98 Euro. Bockenem, Bad Salzdetfurth, Diekholzen kommen auf 4,74 Euro, der Raum Alfeld mit Gronau, Elze, Lamspringe hat laut KWB aktuell eine Durchschnittsmiete von 4,61 Euro pro Quadratmeter.
Während in Ballungszentren Wohnraum längst zum heißumkämpften Luxusgut geworden ist, sind die Marktpreise hier noch ziemlich zivil und steigen nur „moderat“ um etwa 1,8 Prozent. Allerdings gebe es ein Nord-Süd-Gefälle: In Teilen des Südkreises würden Wohnungen nach dem Angebot- und Nachfrage- Prinzip sogar billiger. Einen Neubaubedarf sieht Kaufmann dennoch – obwohl 2000 Wohnungen leer stehen. Es gebe eben Wohnungen, die nach heutigen Ansprüchen nicht mehr zu vermieten seien, meint der KWB-Chef. Seinem Unternehmen bescherte der stabile Markt im vergangenen Jahr Einnahmen von 21,7 Millionen Euro, davon 85 Prozent aus Mieteinnahmen. Bei gerade einmal 112 Leerständen (das sind 2,8 Prozent des Bestandes) meldet die KWB damit „Vollvermietung“. Leerstände ergäben sich meist nur beim Mieterwechsel, da die Zeit bis zur Neuvermietung gern zum Renovieren genutzt werde. Danach allerdings sind die Wohnungen wegen der „Werterhöhung“ im Schnitt zehn Prozent teurer als davor.
Von jedem eingenommenen Euro steckt die KWB 50 Cent in die Bestandspflege, macht umgerechnet 30 Euro pro Jahr und Quadratmeter. Insgesamt investierte die KWB 18 Millionen Euro, davon 15,5 Millionen in Mietraum. 885 000 Euro (165 000 Euro weniger als im Jahr 2013) musste die Gesellschaft hingegen abschreiben, weil Mieter ihre Rechnungen nicht gezahlt haben. Lagen vor ein paar Jahren die Schwerpunkte noch auf Modernisierung und energetischer Sanierung, gewinnt heute der barrierefreie Umbau immer mehr Bedeutung. Bislang sind 400 KWB-Wohnungen barrierefrei, das ist knapp jede zehnte. Bis 2020 soll es jede fünfte sein, denn diesen Komfort wüssten Mieter jeden Alters zu schätzen. Der aktuelle Geschäftsbericht macht für Bruer deutlich, dass die Zusammenführung der Wohnbaugesellschaften Alfeld und Hildesheim zum Januar 2008 richtig gewesen sei.
Damals wurde die Fusion äußerst kontrovers diskutiert, Bruer selbst gehörte zu den Skeptikern. Durchgesetzt habe sich die „Fraktion der Vernünftigen“ – mit dem Ergebnis, dass die KWB heute zukunftsfähig sei. Mit dem Erreichten sei er „sehr, sehr zufrieden“.
KWB will ins Kreishaus ziehen
Hildesheim. Die Kreiswohnbau (KWB) baut nicht nur für andere das neue Zuhause, sie werkelt gerade auch an einer neuen Firmenzentrale für das eigene Unternehmen: In der ehemaligen Kreisverwaltung an der Kaiserstraße, nur einen Steinwurf vom heutigen Standort in der Kaiserstraße 21 entfernt, möchte Geschäftsführer Matthias Kaufmann „Ende 2016“ in neue Räume einziehen.
Dafür ist allerdings noch eine Menge zu tun. Denn die bürotauglichen Etagen darunter hat das Jobcenter gemietet, die Räume im Dachgeschoss aber sind so niedrig, dass sie bislang noch nicht als Arbeitsstätte geeignet sind. Bauarbeiter werden also den gesamten Dachstuhl anheben und aufstocken müssen.
Das Gebäude hatte die Kreiswohnbau vor fünf Jahren gekauft. Nach einem Umzug steigt die Bürofläche zwar nur geringfügig von heute 550 auf 600 Quadratmeter. Der entscheidende Vorteil für Kaufmann aber ist, dass dann sämtliche Büros und Sitzungsräume auf einer Ebene liegen. Das ist im alten Domizil nicht der Fall: Treppensteigen gehört hier zum Alltag der 40 Beschäftigten.
Was nach dem Auszug der KWB aus dem alten Firmensitz werden soll, ist heute noch offen. Bautechnisch sei das Haus in einem guten Zustand, versichert Kaufmann. Derzeit gibt es her noch private Wohnungen und ein Notariat. Ob sich der teure Einbau eines Fahrstuhls lohnt, ist allerdings fraglich.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 10. Juli 2015