Mit der Säge ein Loch für den Malersaal
Für 2 Millionen Euro entsteht Produktionszentrum für TfN
Von Martina Prante
HildesHeim. Ein hellblauer, inzwischen extrem überstrapazierter Teppich erinnert noch an Möbelhaus-Zeiten. Die einsame Plastik-Zwiebel an den Fundus des Stadttheaters. Doch der ist nur ausgelagert und im 1. Stock zusammengepfercht. Denn zurzeit haben im zukünftigen Produktionszentrum des Theaters für Niedersachsen im Güldenfeld die Handwerker das Sagen.
In der Stunde des Besuchs von Vertretern aus Stadt und Kreis vor allem die Stahlbetonsäge. Kreischend zerschneidet sie scheibchenweise die Betondecke, so dass ein gewaltiges Loch entsteht. „Hier schaffen wir für den Malersaal eine Galerie, damit die Wirkung von Prospekten aus der Höhe schon vor Ort überprüft werden kann“, erklärt TfN-Verwaltungsdirektorin Claudia Hampe. Denn der Umzug der bühnenproduzierenden Gewerke wie Schlosserei, Malersaal und Tischlerei an den Stadtrand soll vorrangig die Arbeitsbedingungen verbessern. „Das Stadttheater liegt im Zentrum. Es hat keine Möglichkeiten zu wachsen. Aber ständig gibt es neue Vorschriften, die Sicherheit betreffend“, begründet Hampe den Umzug, der seit vier Jahren geplant wird.
Neue Pläne für alte Räume
Möglich wird dieser Kraftakt durch Kreiswohnbau und gbg, die 2009 das frühere Möbelhaus kauften und dem TfN verpachteten. Der Vertrag beinhaltete auch die Instandsetzung der 7000 Quadratmeter für den Fundus und den Ausbau einer Probebühne. Der dritte Bauabschnitt in Höhe von gut 2 Millionen Euro nun muss das Theater selber stemmen. 900 000 Euro sind Efre-Mittel, den „Rest“ teilen sich die TfN-Gesellschafter Stadt und Landkreis. „Ein Bekenntnis zum TfN, damit werden Fakten geschaffen“, freut sich gbg-Chef Jens Mahnken, der mit Matthias Kaufmann von der Kreiswohnbau Hildesheim das Projekt betreut.
Rund 20 Mitarbeiter des TfN werden mit ihren Werkstätten in der kommenden Sommerpause umziehen. Und finden dann neben Büros, Umkleidemöglichkeiten, Lagern, Spritzkabinen auch eine Montagehalle, die einen Vorbau der Bühnenelemente ermöglicht. „Bisher mussten große Teile auf der Hauptbühne montiert werden, das nimmt Zeit für Proben und Aufführungen“, verdeutlicht TfN-Intendant Jörg Gade logistische Abläufe.
Natürlich sei der Umzug für manche Mitarbeiter – „sie verstehen sich als Theaterhandwerker“ – vom Zentrum an die Peripherie nicht leicht: „Es ist Aufgabe für uns alle, die Nähe zur Kunst, zum theatralischen Prozess aufrecht zu halten“, verspricht Gade.
Auch am Hauptgebäude zieht das ausgelagerte Produktionszentrum „ein großes Räumemischen“ nach sich. Der Umzug von Intendant, Verwaltung und Dramaturgie aus dem Bürogebäude in der Gartenstraße zurück ins Theater ist frühestens für 2016 geplant. „Das spart Miete und sorgt für mehr Nähe.“
Die frei werdenden Werkstätten öffnen aber auch ganz neuen Ideen die Türen. Zum Beispiel einem theu (Theater unten) oder tim (Theater im Malersaal). Klartext: Die Studiobühne theo (Theater oben) zieht mit dem Kinder- und Jugendtheaterbereich aus den beengten Räumen unterm Dach in den luftigen und vor allem barrierfreien Malersaal.
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 15. Oktober 2014