Meyer: „Grundschule für Innenstadt wichtiger als neue Wohnungen“
Stadt will Schulneubau am Weinberg sowie Sanierung am Alten Markt – das Aus für KWB-Immobilien?
(jan) Hildesheim. Lange war die Diskussion um die Zukunft der Innenstadtgrundschulen abstrakt und ideologisch geprägt – nun liefert die Stadtverwaltung erstmals konkrete Vorschläge und Zahlen. Die Pläne decken sich nicht mit den Ideen der rot-grünen Mehrheitsgruppe im Rat: Deren Mitglieder hatten sich für eine Schließung der Grundschule Hohnsen und die Gründung einer neuen vierzügigen Innenstadtgrundschule am Alten Markt ausgesprochen – die Stadt will aber auch künftig zwei Schulen behalten und für Sanierung und Neubau knapp 11,8 Millionen Euro investieren. Auch für den Standort Neuhof hat die Verwaltung den Ratsgremien nun ihre Pläne unterbreitet – das bestehende Gebäude soll saniert werden. Die Finanzierung der Vorhaben ist noch nicht endgültig gesichert, eine zusätzliche Kreditaufnahme müsste vom Land genehmigt werden. Die Politik beginnt nun zunächst fraktionsintern die Beratungen der Vorschläge, nach den Osterferien soll es die ersten Ausschusssitzungen zum Thema geben.
■ Grundschule Hohnsen: Die Stadt will die Grundschule in der Keßlerstraße aufgeben und auf dem ehemaligen Klinikum-Gelände am Weinberg eine neue zweizügige Grundschule samt Sporthalle errichten. Dort soll in Kooperation mit der Fachhochschule HAWK ein „Bildungs-Campus“ entstehen, der Start wäre zum Schuljahr 2018/19 möglich. Die HAWK siedelt sich ohnehin auf dem Areal an, in direkter Nachbarschaft zur neuen Grundschule könnten dann eine Kindertagesstätte mit Krippe und Kindergarten entstehen. Dort würden die bereits bestehende HAWK-Krippe aus der Tappenstraße sowie die städtische Kita „Villa Weinhagen“ zusammengelegt werden, Träger der neuen Einrichtung könnte das Studentenwerk sein. Andere Varianten (Verbleib in der Keßlerstraße, Verlagerung an den Pfaffenstieg und zur Grundschule Marienburger Höhe) hat die Stadt geprüft und verworfen. Das Gebäude der Grundschule Hohnsen in der Keßlerstraße gehört dem Land, die Stadt hat es bisher gemietet.
■ Grundschule Pfaffenstieg: Das Gebäude der auslaufenden Hauptschule Alter Markt soll saniert werden, damit dort die bisherige Grundschule Pfaffenstieg dreizügig untergebracht werden kann. Dies wäre schon ab Sommer 2015 denkbar. Das Gebäude ist nach Ansicht der Stadt so gut erhalten und für eine weitere Schulnutzung geeignet, dass es sich angesichts der Finanzlage der Stadt verbietet, es abzureißen. Das Grundstück sei zudem für eine eventuelle spätere Erweiterung groß genug. Das Gebäude der Grundschule Pfaffenstieg ist in städtischem Besitz und könnte nach dem Umzug der Schüler verkauft werden. Konkrete Interessenten gibt es für eine Nutzung nicht. Sollte der Rat dem Vorschlag des Rathauses zustimmen, hätte die Kreiswohnbau (KWB) das Nachsehen: Die Baugenossenschaft hatte bereits Pläne für das Areal der Hauptschule Alter Markt entworfen, um dort nach einem Abriss der Schule 13 Stadthäuser mit insgesamt 46 Wohnungen zu bauen. Dass nun der Schulstandort Vorrang vor der Wohnimmobilienentwicklung bekommen soll, geht maßgeblich auf Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer zurück. „Die Grundschule ist für die Innenstadt wichtiger als neue Wohnungen“, sagt er. Schuldezernent Dirk Schröder bekräftigt dies und verweist auf den zu erwartenden Bedarf durch das wachsende Wohnviertel auf dem Phönixgelände. KWB-Geschäftsführer Matthias Kaufmann sagt, er sei „schon ein bisschen enttäuscht“ über das mutmaßliche Aus für das Wohnprojekt. Er erklärt aber auch, dass er sich nie auf eine Diskussion „Schule oder Wohnquartier“ eingelassen hätte. „Wir wollten der Stadt mit unseren Plänen helfen, das Areal sinnvoll zu bebauen.“ Die Vorschläge dazu habe die KWB nur eingereicht, weil der damalige Oberbürgermeister Kurt Machens ihm versichert habe, dass auf dem Gelände der Hauptschule Alter Markt nach deren Auslaufen kein Schulbetrieb mehr stattfinden werde.
■ Grundschule Neuhof: Nachdem zwischenzeitlich ein Neubau an einem anderen Standort im Gespräch gewesen war, schlägt die Verwaltung nun vor, das bestehende Gebäude der Grundschule im laufenden Betrieb schrittweise zu sanieren. Veranschlagte Kosten: 2,35 Millionen Euro. Ein Neubau scheidet aus Stadt-Sicht aus, weil die Kosten dafür weitaus höher lägen – was „angesichts des Potenzials des jetzigen Gebäudes und der Geburtenzahl in diesem Stadtteil unverhältnismäßig wäre“, so die Stadt in ihrer Begründung.
Quelle: Kehrwieder am Sonntag, 06. April 2014