26. Juni 2019

kwg baut 250 neue Wohnungen: alle barrierefrei

Gesellschaft will in Stadt und Kreis 50 Millionen Euro investieren / Nebenkosten belasten Mieter immer stärker

Neu­er Wohn­raum in Sar­stedt: Am Kipp­hut ent­ste­hen 22 Woh­nun­gen, zehn Alten­woh­nun­gen, eine Kita. Vor vier Wochen war Bau­be­ginn. FOTOKWG

Von Mari­ta Zimmerhof

Kreis Hil­des­heim. Deutsch­land ist Mie­ter­land: 55 Pro­zent der Bür­ger woh­nen zur Mie­te, in Groß­städ­ten wie Ber­lin liegt der Pro­zent­satz noch viel höher. Doch selbst in Hil­des­heim und Sar­stedt gebe es inzwi­schen einen „Nach­fra­ge­über­hang“, sagt Mat­thi­as Kauf­mann, Geschäfts­füh­rer der Kreis­wohn­bau­ge­sell­schaft (kwg). Des­halb soll nun ein groß ange­leg­tes Neu­bau­pro­gramm star­ten: In den kom­men­den sie­ben, acht Jah­ren sol­len 250 neue, durch­weg bar­rie­re­freie Woh­nun­gen im Gesamt­wert von 50 Mil­lio­nen Euro ent­ste­hen. Aktu­ell besitzt die kwg in Stadt und Kreis mehr als 4000 Wohn- und Gewerbeobjekte.

 

Zu bau­en ist manch­mal aller­dings leich­ter gesagt als getan: Die Bau­land­ent­wick­lung der Gemein­den kommt nach Kauf­manns Erfah­rung oft­mals nur schlep­pend vor­an. Und wenn es grü­nes Licht gibt, ist es schwie­rig, Hand­wer­ker zu bekom­men. Die Betrie­be ver­wei­sen auf Fach­kräf­te­man­gel und win­ken ab. Eine der Fol­gen: Die Bau­prei­se sind im ver­gan­ge­nen Jahr um 4,8 Pro­zent gestie­gen – die all­ge­mei­ne Infla­ti­ons­ra­te lag nur bei 1,9 Prozent.

 

Die Mie­ten für den kwg-Woh­nungs­be­stand lie­gen den­noch bei 87 Pro­zent der Objek­te bei ver­gleichs­wei­se mode­ra­ten 4,50 und 6 Euro pro Qua­drat­me­ter. Von jedem ein­ge­nom­me­nen Euro inves­tiert die Gesell­schaft 47 Cent in Instand­hal­tung und Moder­ni­sie­rung. Inzwi­schen sind nahe­zu alle ihre Häu­ser wär­me­ge­dämmt, vie­le Objek­te, für die sich das bau­lich anbie­tet, bar­rie­re­frei. Gera­de haben 300 Woh­nun­gen Vor­stell­bal­ko­ne bekom­men, und auch die Neu­bau­pro­jek­te Argen­tum Elze und Alger­mis­sen mit alters­ge­rech­ten Woh­nun­gen und einem modu­la­ren Betreu­ungs­an­ge­bot sind abge­schlos­sen worden.

 

Wäh­rend Kalt­mie­ten laut Kauf­mann unter­durch­schnitt­lich stei­gen, explo­dier­ten hin­ge­gen die Miet­ne­ben­kos­ten: „Das könn­te den sozia­len Frie­den in Deutsch­land gefähr­den“, fürch­tet der kwg-Chef. Seit 2000 hät­ten sich die Strom­kos­ten um mehr als 100, die Prei­se für Brenn­stof­fe um 81 Pro­zent erhöht. Allen Ideen von Ent­eig­nun­gen erteilt er eine kla­re Absa­ge, zugleich appel­liert er an die öffent­li­che Woh­nungs­wirt­schaft, ihre preis­dämp­fen­de Rol­le wei­ter wahr­zu­neh­men. Das Nie­der­säch­si­sche Bünd­nis für bezahl­ba­res Woh­nen, das bis 2030 lan­des­weit 40 000 neue, öffent­li­che geför­der­te Woh­nun­gen anstrebt, sei gera­de­zu „vor­bild­lich“.

 

Die kwg will ihren Anteil bei­tra­gen: Am Kipp­hut in Sar­stedt inves­tiert sie gera­de 7,5 Mil­lio­nen Euro in das Hohe Haus, auf dem Gelän­de des ehe­ma­li­gen Bau­hofs am Wen­de­ham­mer sol­len 50 neue Woh­nun­gen ent­ste­hen. In Har­sum sind Eigen­tums­woh­nun­gen geplant, in Nord­stem­men ein wei­te­res Argen­tum. Auch Hol­le soll in dem denk­mal­ge­schütz­ten Ensem­ble vis-à-vis vom Rat­haus ein Argen­tum bekom­men. Bau­plä­ne hat die kwg für die Sali­ne Bad Salz­det­furth, in Alfeld soll die Post zu Alten­woh­nun­gen aus­ge­baut wer­den. In Gro­nau ist ein Neu­bau in der Burg­stra­ße in Pla­nung, der Bock­sche Hof in der Jun­kern­stra­ße ist eben­falls als Argen­tum im Gespräch. In Fre­den steht die kwg mit der Gemein­de in Ver­hand­lung über alten­ge­rech­te Woh­nun­gen mit Kita. Und schließ­lich ent­ste­hen 80 Ein­hei­ten im Hil­des­hei­mer Ostend. „Wir bau­en nichts Neu­es, was nicht bar­rie­re­frei ist”, sagt Kauf­mann. Guter, bezahl­ba­rer Wohn­raum ist für ihn ein „ele­men­ta­rer Teil der Daseins­für­sor­ge“ – und dazu ein Stand­ort­fak­tor, der manch­mal sogar über Zu- und Weg­zü­ge der Bür­ger ent­schei­den kann.

 

Kaufmann bleibt bis 2028 Chef der kwg

Einig: Mat­thi­as Kauf­mann, Klaus Bruer.

Die­se Nach­richt ver­kün­de­te der kwg- Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de Klaus Bruer erkenn­bar gern: Die Gesell­schaf­ter­ver­samm­lung hat sich ein­stim­mig dafür aus­ge­spro­chen, den Ver­trag von Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann vor­zei­tig um fünf Jah­re bis Ende 2028 zu ver­län­gern. Der jet­zi­ge Ver­trag des knapp 55-Jäh­ri­gen läuft noch bis Ende 2023. Damit sol­le Kauf­manns erfolg­rei­che Arbeit gewür­digt und zugleich Kon­ti­nui­tät in der Unter­neh­mens­lei­tung gesi­chert wer­den. Die Bilanz­sum­me stieg 2018 um 11 auf 151 Mil­lio­nen Euro, das Anla­ge­ver­mö­gen um 12 auf 135 Mil­lio­nen, das Eigen­ka­pi­tal um 3 auf 76 Mil­lio­nen. Ver­bind­lich­kei­ten um 9 auf 76 Mil­lio­nen Euro. Vom Jah­res­über­schuss (2,43 Mil­lio­nen) flie­ßen zwei in die Rück­la­ge. Eine Aus­schüt­tung ist nicht geplant. ha

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­ne Zei­tung, 26. Juni 2019

Veröffentlicht unter 2019