18. Oktober 2011

Der Kapitän geht heute Abend von Bord

Harry Dilßner hat als Aufsichtsratschef 20 Jahre lang den Unternehmenskurs der Kreiswohnbau mit gesteuert

Kreis Hil­des­heim (tem). Zäsur bei der Kreis­wohn­bau Hil­des­heim: Har­ry Dilß­ner (74) been­det heu­te Abend sei­ne Tätig­keit als Vor­sit­zen­der des Auf­sichts­ra­tes. 1991 hat der SPD-Kreis­tags­ab­ge­ord­ne­te die Ver­ant­wor­tung über­nom­men, das Unter­neh­men durch Höhen und Tie­fen gesteu­ert und vor dem­Aus­ver­kauf bewahrt. Heu­te steht die Kreis­wohn­bau bes­ser denn je da. Sie hat sich zur größ­ten Woh­nungs­ge­sell­schaft die­ser Regi­on ent­wi­ckelt, steht jetzt aber vor neu­en Her­aus­for­de­run­gen des Marktes.

 

Aufsichtsratsvorsitzender Harry Dilßner und Geschäftsführer Matthias Kaufmann

So kennt man Har­ry Dilß­ner: Zupa­ckend und wie immer voll bei der Sache. Kurz vor dem Ende sei­ner Amts­zeit als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der dis­ku­tiert er mit Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann das neus­te Pro­jekt der Kreis­wohn­bau in Sar­stedt – und befin­det es für gut. Foto: Gossmann

Seit 1986 sitzt Dilß­ner im Auf­sichts­rat. Als er 1991 den Vor­sitz über­nahm, lag die Bilanz­sum­me bei rund 61 Mil­li­on Euro. Für 2010 weist der Geschäfts­be­richt 127 Mil­lio­nen Euro aus. 3073 Woh­nun­gen befan­den sich im Eigen­tum des Unter­neh­mens, heu­te 4243. Zählt man die von der Kreis­wohn­bau ver­wal­te­ten Immo­bi­li­en und Gara­gen dazu, sind es sogar 5355. Damit nimmt die Kreis­wohn­bau vor der gbg und dem Beam­ten­woh­nungs­ver­ein die Spit­zen­stel­lung im Land­kreis ein.

 

Ohne Dilß­ner, da sind sich die Ken­ner aus Poli­tik und Woh­nungs­wirt­schaft einig, gäbe es die Kreis­wohn­bau als kom­mu­na­les Unter­neh­men heu­te wohl nicht mehr. Eigen­tü­mer sind der Land­kreis mit sei­nen Städ­ten und Gemein­den. Vie­le ande­re Kom­mu­nen haben ihre Woh­nungs­bau­ge­sell­schaf­ten damals ver­scher­belt, dies aber weit­ge­hend längst bereut.

 

Aus tiefs­ter Über­zeu­gung habe ich mich gegen die Pri­va­ti­sie­rung gestemmt“, sagt Dilß­ner. In guter Part­ner­schaft mit ihren Kom­mu­nen bie­te die Kreis­wohn­bau der Bevöl­ke­rung nicht nur guten und preis­wer­ten Wohn­raum. Das Unter­neh­men hel­fe den Gesell­schaf­tern auch bei struk­tur­po­li­ti­schen Entwicklungen.

 

Dilß­ner nennt als Bei­spiel den Bau der Ret­tungs­wa­che in Bocke­nem. Oder Alfeld. Dort habe die Haber­malz­schu­le drei Jah­re leer gestan­den, sei dann von der Kreis­wohn­bau erwor­ben und habe mit der Alten­pfle­ge­schu­le eine Zukunft erhal­ten. Dem­nächst wer­de dort noch der Pari­tä­ti­sche Wohl­fahrts­ver­band mit einer Tages­pfle­ge ein­zie­hen. Das und vie­les ande­re mehr wäre beim Ver­kauf nicht mög­lich gewe­sen. „Heu­te ver­ste­hen wir uns längst als Dienst­leis­ter für die Städ­te und Gemein­den“, ergänzt Geschäfts­füh­rer Mat­ti­as Kaufmann.

 

In einer dra­ma­ti­schen Sit­zung habe der Auf­sichts­rat 2008 unter mas­si­ver Beglei­tung der Städ­te und Gemein­den den Ver­kauf ver­wor­fen und die Fusi­on der KWG Alfeld mit der Kreis­wohn­bau Hil­des­heim auf den Weg gebracht. Die sich dar­aus erge­ben­den per­so­nel­len und wirt­schaft­li­chen Syn­er­gien hät­ten das Unter­neh­men ins­ge­samt gestärkt, sagt der Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­de im Rück­blick. Dilß­ner ist in dem Zusam­men­hang voll des Lobes für die heu­te 30 Mit­ar­bei­ter. Unter der Füh­rung von Kauf­mann sei es gelun­gen, zwei völ­lig unter­schied­li­che Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren zu ein­em­schlag­kräf­ti­gen Unter­neh­men zusammenzuführen.

 

Drei Geschäfts­füh­rer hat Dilß­ner als Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der erlebt. Alle hät­ten in ihrer Zeit bei den jeweils unter­schied­li­chen Gege­ben­hei­ten gute Arbeit geleis­tet. Auf Vor­schlag Dilß­ners rück­te Kauf­mann, seit 1999 als Pro­ku­rist bei der Kreis­wohn­bau, im Jahr 2006 als Geschäfts­füh­rer an die Spit­ze des Unter­neh­mens. „Das war eine sehr gute Ent­schei­dung“, wie Dilß­ner unterstreicht.

 

Bei­de sind sich auch über die künf­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen des Unter­neh­mens einig. Die Ener­gie wer­de deut­lich teu­rer. Ziel müs­se es daher sein, Ener­gie zu spa­ren und sie effi­zi­ent ein­zu­set­zen, um die Neben­kos­ten nied­rig zu hal­ten und die Umwelt zu schonen.

 

Die Kreis­wohn­bau wer­de mit ihrer Unter­neh­mens­po­li­tik auch ver­stärkt den demo­gra­fi­schen Wan­del mit alten­ge­rech­ten Ange­bo­ten und das Nord-Süd-Gefäl­le im Land­kreis im Blick haben. Wäh­rend die Wirt­schaft und der Woh­nungs­markt im Nor­den boo­me und Hil­des­heim sta­bil blei­be, sta­gnie­re der Süden. Es gebe sicher­lich genü­gend Woh­nun­gen. Die Fra­ge sei aber, ob man mit die­sen Woh­nun­gen die rich­ti­gen Ant­wor­ten für die künf­ti­ge demo­gra­fi­sche Ent­wick­lung gebe. Die Kreis­wohn­bau wol­le ihre Kom­mu­nen dabei zur Sei­te ste­hen. Für Dilß­ner, der heu­te Abend im TfN ver­ab­schie­det wird, ist das eine „abso­lu­te Her­zens­an­ge­le­gen­heit“. Ob dann auch das respekt­vol­le Sie zwi­schen Genos­se Dilß­ner und Geschäfts­füh­rer Kauf­mann fällt?

 

Pres­se­mit­tei­lung der Hil­des­hei­mer All­ge­mei­nen Zei­tung vom 17.10.2011

Veröffentlicht unter 2011