Auf dem alten Grabeland entsteht ein Mietshaus in Zentrumsnähe
Weiterer Schritt in Richtung Innenverdichtung: 15 Wohnungen in der Bismarckstraße
Von Viktoria Hübner
Sarstedt. In Sarstedts Mitte entsteht neuer Wohnraum: Die Kreiswohnbaugesellschaft will in der Bismarckstraße ein neues Appartementhaus mit 15 Wohnungen bauen. Damit trägt das kommunale Wohnungsbauunternehmen nicht nur der Nachfrage nach Zwei- und kleineren Drei-Zimmer-Wohnungen Rechnung, es kommt auch dem Konzept der Stadt nach, Lücken in bestehenden Baustrukturen zu schließen. „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ lautet das Motto der Kommune, Nachverdichtung heißt das Zauberwort, das eine Linderung der Wohnungsnot verspricht.
Wenn es nach Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Kreiswohnbau, geht, sollen die Bauarbeiten in der Bismarckstraße im nächsten Jahr starten. Immer mehr Menschen zieht es nach Sarstedt. Gründe gibt es viele, etwa, dass Hannover und Hildesheim nicht weit entfernt, gut mit dem Auto, dem Zug oder der Straßenbahn zu erreichen sind. Doch der stetige Zuzug erhöht den ohnehin schon vorhandenen Druck auf den Wohnungsmarkt. „Der Bedarf ist größer als das Angebot“, betont Kaufmann. Mehr als 1100 Wohnungen besitze die Kreiswohnbau aktuell an ihrem größten Standort in Sarstedt, nur knapp zehn davon stünden leer. Die KWG sucht daher stetig nach freien Baugrundstücken, zunehmend in den Ortsmitten, was zu einer Belebung führe und ein Ausufern der Orte nach außen verhindere, findet Kaufmann. In der Bismarckstraße ist das Unternehmen nun nach langer Suche fündig geworden.
Ein etwa 3116 Quadratmeter großes Areal nennt sie mittlerweile dort ihr Eigen. Dieses besteht zum einem aus sogenanntem Grabeland, das in den früheren 50er Jahren entstand. Das gehört zu bereits bestehenden Wohneinheiten an der Friedrich-Ebert-Straße.
Damals hatten die Menschen noch mit den Folgen des Krieges zu kämpfen. Auf dem Grabeland, das direkt ans Wohnhaus grenzte, pflanzten und säten sie Obst und Gemüse zur Selbstversorgung. Doch mit den Jahren ging das Interesse der Mieter an diesen Parzellen zurück. „Mit den hinteren Flächen konnten die Leute nichts mehr anfangen, der Aufwand war ihnen zu groß“, berichtet Kaufmann. In der Folge gaben sie die Gartengrundstücke an die KWG als Vermieterin zurück. Für sich alleine seien die Flächen aber zu klein gewesen, um auf ihnen zu bauen, so Kaufmann.
Doch dann erwarb sein Unternehmen das etwa 680 Quadratmeter große Grundstück Bismarckstraße Nummer 6 hinzu. Das dortige Wohnhaus lässt sich parzellieren und soll weiterverkauft werden. Der Rest des Grundstücks steht für einen Neubau zur Verfügung. Für diesen gibt es bislang nur ein grobes Konzept: zweigeschossig, in gleicher Höhe wie die benachbarten Häuser zur Friedrich- Ebert-Straße. „Das Geschäftshaus in der Friedrich-Ebert-Straße ist in den Dimensionen deutlich größer“, veranschaulicht Architekt Sven Hirsch aus Hildesheim.
Insgesamt 15 barrierefreie Wohnungen in der Größenordnung 60 bis 75 Quadratmeter sollen entstehen – je sechs Einheiten in den zwei Vollgeschossen, drei im Staffelgeschoss.
„Zwei- bis kleinere Drei-Zimmer- Wohnungen fehlten bislang“, erklärt Kaufmann den Entwurf. Tendenziell seien Wohnungen in Sarstedt in der Vergangenheit eher auf Familien ausgerichtet gewesen, also eher im Bereich Drei- bis Vier- Zimmer-Wohnung angesiedelt.
Von der Bismarckstraße aus soll eine Zufahrt in den Osten des Grundstücks führen, wo Stellplätze für die Mieter entstehen. Das neue Gebäude selbst, das sich in Nord- Süd-Ausrichtung erstreckt, bekommt Maße von etwa zwölf mal 40 Meter verpasst, umgerechnet sind das knapp über 1000 Quadratmeter Wohnfläche.
Zu den Nachbargrundstücken wird ein Abstand von von 7,30 bis 15 Meter eingehalten, die gesetzlichen Mindestabstände werden teils deutlich überschritten.
Auch die benachbarten Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße Nummer 6 und 8 werden im Zuge des Neubaus modernisiert. Neue Fenster sowie Balkone sind dort geplant. Demnächst finden erste Bohrungen auf dem Areal in der Bismarckstraße statt – „um keine Überraschungen zu erleben“, sagt Kaufmann.
Die KWG wird laut Kaufmann knapp über drei Millionen Euro in das neue Mietshaus investieren. Bürgermeisterin Heike Brennecke findet, dass das Vorhaben, „das Städtchen voranbringt“. Denn wer zu dem Zeitpunkt seiner Suche kein Angebot dort vorfindet, orientiert sich ihrer Erfahrung nach woanders hin.
KWG: 4250 Wohnungen
Die Kreiswohnungsbaugesellschaft (KWG Hildesheim) verfügt über rund 4250 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sowie Doppelhaushälften und Reihenhäusern im Kreis, ein Schwerpunkt ist Sarstedt. Eigentümer/Gesellschafter sind der Landkreis und seine Gemeinden. Aufsichtsratsvorsitzender ist Klaus Bruer aus Sarstedt. Ph
Quelle: Hildesheimer Allgemeine Zeitung - Sarstedter Anzeiger, 07. Juni 2017