06. Mai 2011

Als drei Zimmer noch 56,40 Mark kosteten

Langjährige Mieter der Kreiswohnbau werden geehrt – und erinnern sich an alte Zeiten

Langjährige Mieter der Kreiswohnbau werden geehrt

August und Kla­ra Schwe­cken­dieck schwel­gen mit Kreis­wohn­bau-Pres­se­spre­cher Mila­no Wer­ner in Erin­ne­run­gen. Im Akten­ord­ner ist auch der fast 60 Jah­re alte Miet­ver­trag abge­hef­tet. Foto: Vollmer

Kreis Hil­des­heim (mv). August und Kla­ra Schwe­cken­dieck aus Bad Salz­det­furth haben vie­le Nach­barn kom­men und gehen sehen. Schließ­lich lebt das Paar seit 58 Jah­ren in der­sel­ben Woh­nung im Dören­berg 3. Damit zäh­len die Schwe­cken­diecks zu den ganz treu­en Mie­tern der Kreis­wohn­bau, die nun von Geschäfts­füh­rer Mat­thi­as Kauf­mann im Stadt­thea­ter geehrt wurden.

 

Ins­ge­samt 74 Miet­par­tei­en stan­den auf der Gäs­te­lis­te. Das waren noch Zei­ten: Eine Drei-Zim­mer-Woh­nung kos­te­te 56,40 Mark. An die­sen für heu­ti­ge Ver­hält­nis­se traum­haf­ten Bedin­gun­gen kön­nen sich August und Kla­ra Schwe­cken­dieck noch ziem­lich genau erin­nern. Fast auf den Tag vor 58 Jah­ren zog das Ehe­paar am 1. Mai 1953 in die Erd­ge­schoss­woh­nung im Dören­berg ein. Ihr altes Zuhau­se in der Salz­pfän­ner­stra­ße war wegen der drei Kin­der zu klein geworden.

 

Ähn­lich wie den Schwe­cken­diecks erging es rund ein Jahr spä­ter auch dem­E­he­paar Fried­rich und Lie­se­lot­te Büs­se. Das Ehe­paar bezog am 15. Sep­tem­ber 1954 sei­ne Woh­nung in Hil­des­heim. Die Büs­ses muss­ten damals sogar noch einen Miet­zu­schuss in Höhe von 2000 Mark leis­ten. Für dama­li­ge Ver­hält­nis­se eine gigan­ti­sche Sum­me, die das jun­ge Paar nicht allein stem­men konn­te. Lie­se­lot­tes Mut­ter half aus. Aber bei die­ser finan­zi­el­len Hür­de blieb es nicht.

 

Die Kreis­wohn­bau ver­mie­te­te sei­ner­zeit nur an ver­hei­ra­te­te Paa­re. „Und so kames, wie es kom­men muss­te, einen Tag vor dem Ein­zug hat­ten wir uns dann halt das Ja- Wort gegeben.“

 

Fried­rich Büs­se und August Schwe­cken­dieck sind Berg­leu­te im Ruhe­stand. Für die Kum­pel bei Kali und Salz hat sich die Kreis­wohn­bau in ihren Anfangs­jah­ren beson­ders enga­giert. Zum einen war das Berg­bau­un­ter­neh­men Gesell­schaf­ter, auf der ande­ren Sei­te gal­ten die Berg­leu­te als zuver­läs­si­ge und sol­ven­te Mie­ter. Oft hat­ten die Mie­ter auch mit den Tücken der dama­li­gen Bau­wei­se zu kämp­fen. Denn die Woh­nung der Schwe­cken­diecks erwies sich als sehr hell­hö­rig, was vor allem für die Män­ner vom Kali­werk ein Pro­blem war. Denn sie muss­ten nach der Nacht­schicht ihre Ruhe fin­den. „Wir haben sehr viel Rück­sicht auf­ein­an­der genom­men“, erin­nert sich Kla­ra Schweckendieck.

 

Die stren­gen Regeln im Haus gal­ten natür­lich auch für die eige­nen Kin­der, die sich dann gern mit den Freun­den aus der Nach­bar­schaft in der Wasch­kü­che oder im Hof zum Spie­len getrof­fen haben. Nein, ein eige­nes Haus zu bau­en, so wie vie­le Kol­le­gen, das kam für Fami­lie Schwe­cken­dieck nicht in Fra­ge: „Wir woll­ten ein­fach nicht, dass sich die Kin­der wegen des Erbes strei­ten.“ Auch die Büs­ses wohn­ten mit fünf Per­so­nen auf „engem Raum“. Lie­se­lot­te Büs­se schlief damals im Wohn­zim­mer, Fried­rich mit den zwei Söh­nen im Schlaf­zim­mer und im drit­ten Zim­mer leb­te die Groß­mutter. Nun woh­nen Fried­rich und Lie­se­lot­te allein, aber immer noch in der­sel­ben Woh­nung im zwei­ten Ober­ge­schoss des Sie­ben-Fami­li­en-Eck­hau­ses. Beson­ders freu­en sie sich dar­über, dass den gan­zen­Tag die Son­ne her­ein­scheint. Unver­ges­sen sind die Tücken der Technik:

 

Schwe­cken­diecks Zwei-Plat­ten-Herd ließ jedes Mal die Haupt­si­che­rung durch­bren­nen, sobald im Haus noch ein zwei­tes elek­tri­sches Gerät im Ein­satz war. „Dann haben wir uns abge­spro­chen, wann wer kochen darf“, erläu­tert die Haus­frau. Ein­Weg­zug aufs Land kam­für die Büs­ses aus Hil­des­heim nie in Fra­ge. Nicht in den Anfangs­jah­ren, als Fried­rich mit dem Fahr­rad zum Kali­werk nach Bad Salz­det­furth gefah­ren ist, um dort sei­ne Stu­di­en­ar­beit für die Uni in Claus­thal- Zel­ler­feld vor­zu­be­rei­ten. Auch nicht spä­ter, als er im Kali­werk Gie­sen arbei­te­te. Und schon gar nicht heu­te, weil sie die kur­zen Wege und die gewohn­te Nach­bar­schaft in Hil­des­heim schätzen.

 

Mat­thi­as Kauf­mann freut sich über soviel Ver­bun­den­heit zur Kreis­wohn­bau. „Ich möch­te mich per­sön­lich bei unse­ren treu­es­ten Mie­tern bedan­ken.“ Die über 70 Miet­par­tei­en stün­den für fast 3000 Jah­re Kundenbindung.

 

Quel­le: Hil­des­hei­mer All­ge­mei­nen Zei­tung, 06. Mai 2011

Veröffentlicht unter 2011