Alles auf Knopfdruck – aber auch direkte Kontakte
Wohnanlage Argentum wird als besonders innovativ von der EU gefördert / Haus soll zum 1. September fertig sein
Sarstedt (tw). So richtig vorstellen kann sich mancher angehende Mieter noch nicht, was er künftig in seiner Wohnung in der Anlage „Argentum“ an der Hildesheimer Straße so alles elektronisch regeln kann. Diesen Eindruck hat jedenfalls Kreiswohnbau-Prokurist Ralf Oelkers, der zurzeit als Projektleiter im Endspurt der Arbeiten viel zu koordinieren hat. Was die Kreiswohnbau zusammen mit den Johannitern anbietet, ist auch für die beiden Partner Neuland.
Nicht alltäglich ist es selbst für die Europäische Union: Als „innovatives Wohnen“ wird das Konzept mit 150 000 Euro aus einem EU-Förderprogramm unterstützt. Davon fließen 40 000 Euro in kleine Tablet-Computer, die als Steuerungsinstrument zu jeder Wohnung gehören. Mit dem größten Teil der Zuschüsse finanzieren Kreiswohnbau und Johanniter allerdings eine intensive Begleitung der künftigen Mieter, um ihnen Hemmschwellen vor dem abzubauen, was ihnen helfen soll – aber vielleicht erst mal fremd oder kompliziert erscheint.
Nadine Abmeier steht jetzt schon regelmäßig als Ansprechpartnerin für die Mieter der 25 Wohnungen bereit, langfristig soll sie etwa fünf Stunden pro Woche in der Wohnanlage anwesend sein.
Mit dem Tablet-PC können die Mieter Heizung oder Jalousien regeln, Medikamente bestellen oder für die Nacht eine Flurbeleuchtung mit gedimmtem Licht einschalten – alles möglichst einfach, mit Hilfe von Symbolen auf den Tasten.
Die kleinen Computer sollen auch die Kommunikation der Mieter untereinander fördern. „Als eine Art hausinternes Facebook“, erläutert Kreiswohnbau-Sprecher Milano Werner.
Denn Argentum soll nicht nur Barrierefreiheit und Hilfen im Alltag bieten. „Soziale Kontakte sind genauso wichtig“, betont Kreiswohnbau-Geschäftsführer Matthias Kaufmann, „sie fehlen heutzutage vielen älteren Menschen.“ In der Wohnanlage können sich die Mieter künftig auch in einem Gemeinschaftsraum begegnen, der unter anderem mit einer Küchenzeile für gemeinsames Kochen und einem Kamin ausgestattet wird. Den Raum kann jeder Mieter außerdem zweimal im Jahr kostenlos für eigene Feiern mit Familie oder Freunden nutzen.
Zum 1. September sollen die ersten Bewohner einziehen. Bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Fast 20 Gewerke kommen insgesamt bei dem 3,7-Millionen-Euro- Projekt zum Einsatz. Zurzeit wirbeln Handwerker von sieben, acht Firmen gleichzeitig, damit alles rechtzeitig fertig wird.
Die 25 Wohnungen waren schon restlos vermietet, meist an Senioren. Da die ersten Verträge schon etliche Monate vor der Fertigstellung abgeschlossen wurden, sind inzwischen drei Wohnungen wieder frei geworden und noch zu haben – bei drei Mietern haben sich die Lebensumstände geändert, sie haben sich daher wieder zurückgezogen.
Besonders begehrt waren die Penthouse- Wohnungen im dritten Stock – mit Ausblick über die Stadt und auf der anderen Seite zum Giesener Kaliberg.
In der Argentum-Anlage sollen sich die Bewohner sicher fühlen, auch das gehört zum Kern des Konzeptes. So wurden Türen und Fenster in Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt so gestaltet, dass Einbrecher es schwer haben dürften. Außerdem ist jeder Mieter per Hausnotruf rund um die Uhr mit der Notruf-Zentrale der Johanniter verbunden. Auch die Rauchmelder schlagen im Fall eines Feuers nicht nur intern in der Wohnung Alarm. Dieser läuft auch extern auf. So kann ein Bewohner noch gerettet werden, wenn der Rauch in der brennenden Wohnung schon handlungsunfähig gemacht hat. Der Notruf gehört zu einem Paket, das jeder Bewohner zusätzlich zur Miete bezahlt.
Weitere Dienstleistungen, von der Einkaufshilfe bis zum Essen auf Rädern, kann er je nach Bedarf buchen.
Quelle: Sarstedter Anzeiger der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung, 12. Juli 2013